Hallo MAN-Freunde,
der gebrochene Ölabstreifring hat doch zu einigem Aufwand geführt. Das radiale Maß beträgt bei dem kaputten Ring 3,4 mm. Nachdem ich einige Kolbenringspezialisten nach Ersatz gefragt hatte musste ich feststellen, dass gängige Ölabstreifringe nach Norm eine radiale Höhe von 3,7mm haben.
Die Nut im Kolben ist aber nur 3,6mm tief, so dass solch ein Ring kein ausreichendes radiales Spiel hätte.
Nach einigem Hin und Her habe ich mich dann entschlossen, den Ausbilder in der Lehrwerkstatt meines Arbeitgebers zu bitten, die Nut im Kolben auf der Drehbank auf 4,0 mm tief zu stechen (hat mich ein Pfund Kaffee gekostet).
Jetzt konnte es endlich weitergehen!
Ich habe mir dann zwei Tage frei genommen, um den Zusammenbau weiter voran zu treiben.
Den Kolben haben wir diesmal gaaaaaaanz vorsichtig gesteckt und anschließend das Pleuel mit der Kurbelwelle verschraubt und die Schrauben gesichert.
Dann konnte der Seitendeckel schon wieder dran, womit der Motorblock wieder komplett aussah.
Endlich konnte die Schutzplane vom Hinterwagen abgenommen werden (der stand ja immer noch draußen). Zu zweit haben wir dann den Motor an die Kupplungsglocke gefädelt und erstmal mit drei Schrauben fixiert.
Jetzt konnte der Zylinderkopf wieder aufgebaut werden. Die Ventile hatte ich zwischenzeitlich schon mit Ventilpaste eingeschliffen und nach gründlicher Reinigung wieder mit Ventilfedern und Keilen montiert.
Nachdem die neue ZK-Dichtung und der Zylinderkopf aufgelegt wurde, habe ich die ZK-Schrauben in mehreren Stufen von innen nach außen auf Drehmoment festgeschraubt und nach einer gewissen Setzzeit (ca. 1 Becher Kaffee) nochmal nachgezogen.
Danach konnten die Ventilstangen und die Kipphebelböcke wieder montiert werden. Den zweiten musste ich nochmal demontieren, weil das Ölrohr für die Schmierung erst montiert werden muss.
Das Ventilspiel habe ich mit Hilfe eines Spions auf die vorgegebenen 0,3mm eingestellt.
Weiter ging es mit der Verkabelung von Lichtmaschine, Anlasser und Glühkerzen sowie den Öl- und Dieselleitungen. Natürlich wurden neue Kupferringe verbaut.
Jetzt reizt es einen eigentlich schon irgendwie, den ersten Probelauf durchzuführen, ob er denn überhaupt noch läuft, aber ohne Kühlung ist das wohl nicht so gut. Also den Vorderwagen aus seinem Zwischenlager im Schuppen geholt und auch den zunächst mit zwei Schrauben provisorisch am Motorblock befestigt. Danach die Kühlerschläuche, welche ich bei dieser Gelegenheit gleich ersetzt habe, angeschlossen.
Jetzt sieht der Kleine endlich schon wieder wie ein richtiger Traktor aus!
Der nächste Schritt war dann das Auffüllen der Flüssigkeiten. Beim Kühlwasser gab es dann noch eine unerwartete Überraschung, aus einer Gewindebohrung für den Auspuffflansch lief ein strammer Wasserstrahl! Offensichtlich hatte jemand in der Vergangenheit eine zu lange Schraube in das Sackloch gedreht, weshalb der Sack ein Loch hatte. Da ich den Zylinderkopf wirklich ausgiebig zum Reinigen, Ventile schleifen usw. in der Hand hatte war ich mir aber sicher das sich keine Reste mehr im Kopf befinden. Als Maßnahme habe ich von einer Schraube den Kopf abgesägt und diese dann mit etwas Dichtmasse als Stehbolzen in den Kopf eingeschraubt. Das hält gut dicht.
Meine größte Sorge war, dass es im Motorblock „regnen“ könnte, wenn die O-Ringe der neuen Laufbuchsen nicht dicht wären. An dieser Stelle wäre es hilfreich gewesen, wenn ich den Seitendeckel noch nicht montiert hätte. Da es aber ohnehin Zeit für Feierabend war habe ich einfach die „Baustelle“ mit Plane abgedeckt und bis zu nächsten Morgen abgewartet.