Liebe Kollegen
Unterdessen ist das Paket mit den Ersatzteilen für die Vorderachse eingetroffen und bevor ich mich dort hinein vertiefe, will ich schnell mal festhalten, was unterdessen am Trakti gegangen ist und was mich sonst noch umgetrieben hat.
Das "Gasgestänge ist montiert und funktioniert - zumindest im unteren Teil - einwandfrei.

Sobald ich das Fusspedal und den Handgasmechanismus entrostet und revidiert habe, geht's am oberen Ende weiter.
Die beiden Walzenkränze sind auch wieder an ihrem Platz in der Vorderachse und haben neue Wellendichtringe bekommen. Die neuen Buchsen für die Achsschenkelbolzen sind auch schon montiert.

Der Rest folgt dann später.
Frage: Hat jemand von euch die Masse für die Schablone um den Radeinschlag zu kontrollieren oder kann ich die Zeichnung in der Schleppertechnik "hochkopieren"? Damit hätten wir dann den Einschlag für Linkskurven festgelegt. Was ist mit Rechtskurven? Wie wird dort kontrolliert? Oder darf man eh nur Linkskurven fahren?

Ein Problem, welches mich in letzter Zeit beschäftigt hat, sind der Kühler und das restliche Kühlsystem. Der Hintergrund für mein Grübeln:
Der Vorbesitzer des Traktis hat offenbar einen ziemlichen Kampf mit dem Wärmehaushalt der Maschine gehabt. Das Ganze gipfelte in Aktionen, deren Zweckmässigkeit sich mir noch nicht recht erschliesst, die aus esthetischen Gründen jedoch unter "nacktes Grausen" verbucht werden müssen. Offenbar handelt es sich um einen längeren Leidendsweg, der in mehreren Teilschritten zum heute vorliegenden Ergebnis führte.
Als erstes wurde vermutet, die Luftsituation vor dem Kühler müsse verbessert werden. Deshalb flog der "Eiertank" raus und der "Tunnel-Tank" wurde montiert. Das hat offenbar nicht viel gefruchtet. Deshalb wurden die Öffnungen zwischen Kühler und Kühlerhaube mit Schaumgummi und Gummilätzchen systematisch "verrammelt". Das macht wirklich Sinn und ist auch in der ETL so dokumentiert. Da dies auch nicht viel bewirkte, wurde zur Flex gegriffen und in den Rücken der Motorhaube ein riesiges Loch geschnitten und das ursprünglich dort wohnhafte Blech durch ein Lochblech ersetzt. Echt toll!!!!!

Und als I-Tüpfelchen kann man das alte Motorhaubenblech im Winter von unten an das Lochblech schrauben! Für mich erstaunlich: In all dieser Zeit blieb der Ventilator-Ring völlig unbeachtet. Das was da an der Rückwand des Kühlers herunterhing, kann ich bestenfalls noch als Relikt bezeichnen.

Ich habe die Angelegenheit unterdessen mit Ulli bilateral diskutiert und Ulli meint auch, dass der 4R3 tatsächlich zu "Überhitzungsproblemen" neigt. Ulli hat die Sache fadengrad mit "Brachial-Logik" gelöst, indem er ein richtiges Vetilatorgehäuse hinter den Kühler gebaut hat. Rein technisch gesehen ist das die perfekte Lösung und nachdem Ulli einen anderen Motor eingebaut hat aber für den Kühler nicht mehr Platz zur Verfügung steht, ist die Lösung zweifelsohne richtig. Zudem bin auch ich der Meinung, dass beim Ventilator und beim Ventilatorring der Hebel angesetzt werden muss.
Andererseits habe ich einfach ganz grossen Respekt vor der Kunst der alten Ingenieure. So sonderbar und wunderlich uns mache Dinge vorkommen mögen: Das waren keine Idioten! Und dass die einfach einen Trakti konstruiert haben, der von Anfang an an Überhitzungsproblemen gelitten haben soll, ist für mich schwer vorstellbar.

Ich hole an dieser Stelle mal etwas weiter aus. Das Problem mit den sogenannten Überhitzungen wird auch in der PKW-Oldtimer-Szene heftig und kontrovers diskutiert. Und es wird ein unglaublicher Mist verzapft und nachgeplappert, dass man am liebsten davonlaufen würde. Die tollste Erklärung ist die, dass das Benzin heute mit höherer Hitze abbrennt, als vor 50-60 Jahren. Und es werden elektrische Zusatzlüfter montiert und weiss der Schinder was sonst noch an Unfug getrieben wird! Und bei 6 Zylinder Reihenmotoren ist es immer der 5. Zylinder... Ich kann diesen Schwachsinn einfach nicht mehr hören!
Andererseits kenne ich das Problem aus eigener Erfahrung. Man muss jedoch zwischen Ursache und Wirkung unterscheiden! Sowohl der 4R3 als auch meine alte Karre haben ein Kühlsystem, welches mit Überdruck arbeitet. Der Vorteil liegt auf der Hand: Statt bei 100 Grad zu kochen, können wir mit der Temperatur noch etwa höher gehen und bei Fahrten ins Hochgebirge (beim Trakti war das etwas weniger der Fall), blieb der Kühler ruhig und begann nicht schon bei 96 Grad seinen Inhalt auf die Strasse zu blasen. Damit uns der Kühler im Fall der Fälle nicht mit einem dumpfen Knall um die Ohren flog, wurde er mit einem Sicherheitsventil ausgerüstet, welches sich ganz kurz öffnet, um übermässigen Druck abzubauen. Sehr oft sind sogenannte Überhitzungsproblem auf Fehlfunktionen dieses Überdruckventils zurückzuführen.
So ist es mir im "Stop and Go - Betrieb" mal passiert, dass der Wagen vor einer Ampel schlagartig zu dampfen begann und die Temperaturnadel am Armaturenbrett in die Höhe schnellte.
Auf dem Trottoir musste ich dann hilflos zusehen, wie gewaltige Dampfschwaden aus dem Kühler kamen und sich zwischen den Vorderrädern ein schier endloser Strom von Kühlerflüssigkeit ergoss. Schön peinlich...

Erst dachte ich, es wäre ein Kühlwasserschlauch geplatzt. Aber die Kontrolle unter der Haube ergab, dass dort alles in bester Ordnung war. Ich stellte fest, dass das Kühlwasser über den Schlauch, der seitlich am Kühler herunterführt, abgehauen war. Blöd wie ich bin, wunderte mich das, denn ich dachte immer, das Röhrli und der Schlauch dienen dazu, bei Überfüllung des Kühlers das Zuviel an Kühlerflüssigkeit ordnungsgemäss zu entsorgen, ohne den ganzen Motorraum zu versauen. Und ich wunderte mich, wie es möglich ist, dass ein ganz massiver Bakelit-Schraubdeckel sich so verformen soll, dass das Loch überhaupt freigegeben wird. An den Deckel neben dem Kühlwassereinfüllstutzen dachte ich überhaupt nicht. Dort sitzt nämlich bei meinem Wagen das sogenannte Dampfventil drunter - und in der Betriebsanleitung und all den Werkstattbüchern gibt es keine Wartungshinweise dafür!
Als ich diesen Deckel öffnete, war der Fall ziemlich schnell klar. 50 Jahre ohne Wartung hatte sich diese wunderschöne Messig-Armatur in ein kalk-und-grünspahn-verkrustetes Monster verwandelt. Entkalken, polieren, neue Gummidichtigen und alle Überhitzungsprobleme waren wie weggeblasen! Auch nach einer forcierten Fahrt über den Grossen St. Bernhard musste ich Aosta nur ganz wenig Wasser nachfüllen! Und seit 8 Jahren hatte ich überhaupt keine termischen Probleme mehr! Auch ohne Zusatzventilator!
Was ist der Hintergrund? Als ich klein war, ging ich oft zur älteren ScHwester meiner Grossmutter auf Besuch und die alte Dame setzte mir als Mittagsmahl Spiegeleier und Spinat vor. Den Spinat holte sie aus einem Tiefkühlpäckchen und legte den Eisblock mit etwas Wasser in ihren Dampfkochtopf. Das war noch so einen richtige Dampfmaschine mit einem Gewichtsventil oben auf dem Deckel, dass wie einen Dampflokomotiven zu zischen begann, wenn die Kochtemparatur im Inneren erreicht war.
Was auch immer der Grund gewesen sein mag: Einmal befolgte meine Grosstante die Prozedur des Öffnens nicht (Dampfkochtopf vom Herd nehmen, im Spülbecken mit kaltem Wasser abkühlen und dann das Ventil abnehmen), sondern griff nach dem Ventil und hob es von der Deckelpfeife. Es gab einen lauten Zischlaut, die Küche füllte sich mit Dampf und der grösste Teil des Spinates klebte an der Rückwand und der Decke beim Herd!
Und genau das passiert bei den Überhitzungsproblemen. Der Motor wird warm, der Druck im Kühlsystem steigt, die Betriebstemperatur vom etwas über 100 Grad wird erreicht. Und statt wie beim Dampfkochtopf sich ganz kurz zu öffnen, etwas Druck abzulassen und sofort wieder zu schliessen, öffnet das Dampfventil, verkantent sich etwas, bleibt hängen, schliesst undicht, weil der Gummi alt ist wie auch immer. Und jetzt passiert es. Durch die ständige Druckentlastung bilden sich überall Dampfblasen und im Nu hat der grösste Teil des Kühlwassers das Kühlsystem verlassen. Im Auto und bei Fahrt merkt man davon überhaupt nichts. Aber die Nadel der Kühlwasseranzeige schnellt blitzartig nach oben. Klar hat der Motor jetzt ein Überhitzungsproblem. Die meisten ziehen jedoch daraus den Schluss, dass der überhitzt und deswegen das Kühlwasser abhaut. Es ist aber genau umgekehrt!

Also: Erst alle Teile des Kühlsystems in volle Funktion bringen und vor allem den Zustand des Dampfventils (bei unseren Schätzchen an der Unterseite des Kühlerdeckels) überprüfen und notfalls revidieren.
In meinem Fall bedeutet das:
Das Relikt des Ventilatorrings kann ich entsorgen und ich muss mir einen Ersatz beschaffen. Ich denke, es macht Sinn den "Stulpen" des Ventilatorrings etwa 6 cm lang zu machen. Dann laufen die Schaufeln des Ventis zur Gänze im Ring und es ist unmöglich, heisse Luft aus dem Motiorraum zu recyclieren. Den Kühler haben ich zum Kühlerspengler gebracht. Das ist ein sehr seltener Laden, denn die bauen die Kühler noch aus Messing- und Kupferblech selbst zusammen. Der Test ergab: Der Kühler ist vollständig funktionsfähig und nicht verkalkt. Rechts hat er zwar 'nen "Schuss", aber das ist nur ein Kosmetikproblem und behindert die Leistung überhaupt nicht.
Wie's genau weitergeht, weiss ich auch noch nicht so ganz genau. Schaun ma mal!
Grüsse aus der Schweiz
Fritz
Einerseits ging es darum abzuklären, ob der Kühler in seinem jetzigen Zustand verwendet werden kann oder neu gemacht werden muss.