Autor: Swissfritz Thema: Restaurierung eines 4R3  (Gelesen 344519 mal)

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Offline Swissfritz

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Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #580 am: 23.06.2014, 17:08:24 »
Hallo Magne

Wenn du die Biodiversitätsförderungsfläche (BFF) mähst, sollst du eigentlich mit einem Balkenmäher arbeiten, weil dadurch weniger Kleintiere zermatscht werden. Tatsächlich ist mir schon aufgefallen, dass bei meinem Motormäher mit Busatis-Schneidwerk die Zauneidechsen sogar über den Messerbalken hüpfen. Beim Trommelmähwerk ist das einfach Sepuko, Harakiri, Exitus, Walhalla, Götterdämmerung... Nun erlauben sie dir aber die Benutzung eines Trommel- oder Scheibenmähwerkes, weil die Balkenmäher oder Busatismähwerke für an die Zweiachsmäher immer weniger werden. Ein Kompromiss halt... ;)

Weil aber viel Trommel oder Scheibenmähwerke gleich noch den Knickzetter oder dergleichen eingebaut haben, beharrt die Behörde darauf, dass der Aufbereiter nicht im Betrieb sein darf, damit nicht gleich alles kurz und klein geschlagen wird.

Und das mit der Reserve ist einfach: Wenn ich einen Hektare mähen, muss ich 5-10% des Bewuchses stehen lassen, damit nicht eingfach von einer auf die andere Sekunde der Weltuntergang eintrifft. Es ist für mich ausserordentlich interessant zu sehen, wie unglaublich viele Schmetterlinge sich auf den zurückgelassen 5 - 10% niederlassen. Normalerweise lässt man einen Randstreifen entlang vom WAld oder einen Ecke stehen. Ich mach es komplizierter. Ich lasse das stehen, wo die meisten der erwünschten Pflanzen stehen - in der Hoffnung, dass die absamen und sich so verbreiten.

Herzliche Grüsse

Fritz  8)


Offline MAN-fantast

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Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #581 am: 23.06.2014, 17:37:29 »
Hallo Fritz,

danke für die genaue Erklärung!  Das Ganze handelt also um die Artenvielfalt zu hegen, sehr interessant!

Die Behörde sollte aber mal mit einem Trommel- oder Scheibenmähwerk, wo den Knickzetter/Aufbereiter nicht mehr läuft, zu mähen versuchen... ::) ;D

Gruss
Magne
Schönen MAN-Gruß aus Norwegen

Magne

Offline Lef.

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Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #582 am: 23.06.2014, 18:09:33 »
Hallo,
alternativ schlage ich die gute alte Sense vor. :)
Garantiert umweltverträglich, abgasfrei und auch während des Mittagsruhe zu benutzen.

Fritz,
laß doch deinen Studienkollegen mit seiner Herde vorbei kommen.
Die Dickhäuter bedienen sich dann selber und hinterlassen ganze Biotope für die Artenvielfalt.  ;D

Gruß
Jörg


Offline BulliBaer

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Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #583 am: 23.06.2014, 18:46:55 »
Hallo,

ich freue mich immer auf neue Nachrichten vom "alten Fritz" (ich weiß, Du bist jünger als ich .. ;) ..). Es ist so spannend zu lesen, fast wie bei meinem Lieblingsschriftsteller Ephraim Kishon. Mach weiter so, Fritz .. dafür lieben wir Dich alle .. ;) ..

@Jörg
die Dinger sind doch rund .. die würden Fritzens Rundballen bis ins Tal überholen und dort ist genug "Biotop" .. oder ..  ;D ..

Gruß .. Rudi ..
wenn Du auf die Schnauze fällst, so ist das nur ein Grund aufzustehen.

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Offline Lef.

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Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #584 am: 23.06.2014, 18:51:02 »
Rudi,
Elefanten sind hochgebirgstauglich. Denk am Hannibal ;)

Gruß
Jörg

Offline BulliBaer

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Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #585 am: 24.06.2014, 00:03:32 »
Hallo Jörg,

stimmt .. ich dachte auch eher an die Hinterlassenschaften der Dickhäuter. In deren Heimat gibt es auch so einen Käfer, der rollt die Dinger Kilometerweit .. ;) ..

Gruß .. Rudi ..
wenn Du auf die Schnauze fällst, so ist das nur ein Grund aufzustehen.

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Offline Swissfritz

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Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #586 am: 24.06.2014, 09:32:11 »
Liebe Kollegen

Ich sehe, die BFF mit Elefantenheu werden zu einem emotiongeladenen Dauerbrenner! Nun, es müssen ja nicht unbedingt Elefanten sein. Soweit ich weiss, knuspern die Nashörner auch auf meinem Heu herum. Aber der Ausdruck "Elefantenheu" geht einem schneller und besser über die Lippen als "Nashornheu". Nashornheu tönt irgendwie nach Quengelei. Rhinoheu wäre wesentlich besser aber Elefantenheu, das passt mir!  ;)

Klar: Rossheu wäre auch eine Möglichkeit gewesen und für einen gute Qualität wird auch der selbe Preis bezahlt. Aber ich bin betreffend Rossheu sehr zurückhaltend. Mal ganz leise und nur so unter uns Pfarrerstöchtern: "Die sind oft schlecht bei Kasse und können nicht zahlen!"   >:(  Da gehe ich mit den Elefanten lieber auf Nummer sicher!  ;)

Magne: Du hast natürlich recht mit der Bemerkung, dass das mit dem stillstehenden Zetter am Mähwerk ein Problem ist. Es gibt bei uns jedoch sehr viele Lohnunternehmer, die haben vorne das Mähwerk und hinten den Aufbereiter angehängt. Da macht es dann schon Sinn, gell.  ::)

Jörg: Herzlichen Dank für den Hinweis mit der Sense und der Mittagsruhe! Wie du auf den Bildern von gestern sehen kannst, stehen die 2.6 ha Elefantengras in Tal gerade in voller Pracht und sind für das von dir vorgeschlagenen Experiment jederzeit zu haben. Du mähst, ich mache Mittagsruhe und schau dir zu. Vielleicht lese ich auch, während du mähst. Ich denke "Krieg und Frieden" und die "Buddenbrooks" werde ich schaffen.  ;D ;D ;D

Im Ernst: Dieses Material ist eine echte Herausforderung! Vor allem die "Unterwolle" aus Rotschwingel und Borstgras bringt jedes Mähwerk an die Grenzen. Sensen auch! Das Busatismähwerk geht ganz ordenlich, wird aber ziemlich schnell stumpf. Mähwerk mit Fingerbalken kann mal grad vergessen! Das Mareile-Haar (Rotschwingel) verstopft einfach alles und man erkennt die Besitzer der Fingerbalkenmäher an ihrem hochroten Kopf und daran, dass sie immer 2 Meter vor und 1.5 zurück fahren.  :D
Scheibenmähwerk geht immer!  ;)

Rudi, du alter Odenwälder! Jederzeit geren. Es freut mich und ist mir eine Ehre, wenn ich bei dir neben Ephraim Kishon einen Platz gefunden habe! Wer hätte das gedacht!  :-*

Herzliche Grüsse aus der buckligen Welt

Fritz  8)
   

Offline MAN-fantast

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Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #587 am: 24.06.2014, 10:23:20 »
Hallo Fritz,

als Schlusskommentar, Du arbeitest dann bestimmt mit einem Busatis-Mähwerk von Doppelmesserausführung?! - den Unterschied zum Fingerbalkenmäher ist eigentlich in allen Gewächse wie Tag und Nacht, so haben es viele Bauern auch bei uns unterwegs erfahrt.  Ich kann noch sehr gut erinnern die Wut meines Vaters als er schwere Probleme beim Mähen mit dem Rasspe-Fingerbalkenmäher am MAN hatte, - Deine Beschreibung von Fingerbalkenmäher-Besitzer im Einsatz finde ich echt zutreffend. ;D

Gruss
Magne

Schönen MAN-Gruß aus Norwegen

Magne

Offline Swissfritz

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Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #588 am: 24.06.2014, 12:26:18 »
Hallo Magne

Du hast recht. Mit Busatis meine ich ein Schneidwerk mit Doppelmesser. Das ist bei uns so ein Begriff geworden und wir meinen damit zwei Messerbalken, die gleichzeitig in gegenläufiger Bewegung sind. Im Gegensatz dazu gibt es den Fingerbalken mit nur einem Messerbalken. Hier bei uns gibt es aber noch so Zwischenlösungen, die von verzweifelten Fingerbalken-Mäher-Besitzern erfunden wurden: Das Madenschneidwerk!  ::)

Dabei handelt es sich um eine starre Fortsetzung des Fingerbalkens. Da sind aber keine Finger dran, sondern normale Messerklingen. Auch der Messerbalken ist verlängert. Du hast also entweder an einer Seite oder sogar an beiden Seiten des Fingerbalkens ein Doppelmesserschneidwerk, wobei der eine Messerbalken jedoch starr ist und sich nur der "Hintere" bewegt.

Dieses Madenschneidwerk wurde deshalb erfunden, weil bei uns noch viele mit dem Motormäher eingrasen. Das heisst, die fahren auf die Wiese, mähen eine gewisse Fläche mit dem Motormäher und weil der nicht nur schneidet sondern das Schnittgut mit einer sogenannten Bandeingrasung an der Seite zur Schwad oder Mad ablegt, wird die Schwad nachher mit dem Ladewagen aufgenommen und die Kühe dürfen nicht auf die Weide sondern müssen das Gras zu Hause futtern.  :o ;D

Und weil bei uns alles ganz-penibel-pingelig-genau sein muss, darf natürlich auch kein Schnauz (ein paar nicht abgemähte Halme auf der gemähten Fläche stehen bleiben). Der Nachbar könnte ja sonst denken, man könne nicht Motormäher fahren und sei deshalb ein ganz schlechter Bauer!  :-\ Also "unterfahren" die mit dem Mähbalken die zuvor abgelegte Schwad, damit ja nichts stehen bleibt. Und dafür braucht es das Madenschneidwerk, weil das Fingerbalkenschneidwerk sich in den abgeschnittenen Halmen sofort festfrisst und beim Fahrer wieder für einen roten Kopf sorgt!  :)   

Gruss aus der Welt der irrsinnigen Erfindungen

Fritz  8)


Offline MAN-fantast

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Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #589 am: 24.06.2014, 22:13:22 »
Klasse Fritz, wie Du mich/uns immer so detailliert auf klärst!  Dass Du Dir die Zeit nimmst und Dir die Mühe machst, hat mein grösster Respekt.  Obwohl niemand direkt gefragt haben, gab es hier bestimmt für den einen oder anderen was interessantes zu lesen...

Die Landwirtschaft in steilen Lagen und besonders in den Alpen/Tirol hat mich immer stark beeindruckt.  Ich bin auf Urlaubsreisen in Europa extra zweimal zu schweizerische Samnaun gefahren, u.a. die steile Strassen und die sauber gepflegte Landschaft dort machen wirklich Eindruck, einfach spektakulär für einen norwegischen Landwirt.  Mir reizt jetzt nach Deinen tollen Berichten mehr von der Schweiz zu sehen... ::)

Gruss
Magne
Schönen MAN-Gruß aus Norwegen

Magne

Offline Swissfritz

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Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #590 am: 25.06.2014, 10:22:25 »
Hallo Magne

Ich erwarte auch, dass man mich umfassend informiert und mir auch erklärt, weshalb etwas so und nicht anders ist. Also biete ich den selben Service. Ich habe halt den Vorteil, dass mir die Schreiberei sehr flott von der Hand geht...  ;)

Deine Reisepläne in die Schweiz finde ich gut. Nur zu! Wenn du dich beeilst, könnten wir ein Elefantenheu-Seminar abhalten!  ;)
Und für "Hardcore-Heuer" wie dich gibt es noch ein Schmankerl der Extraklasse: Das Wildheuen!  :)

Wildheuen heisst: 1 x im Jahr werden die Steillagen oberhalb der Betriebe gemäht. Das gibt zusätzliches Futter, stoppt die Verbuschung, bietet Lebensraum für seltene Tiere und PFlanzen und schützt das Tal vor Schneebrettern und Lawinen. Und Heu macht man dort, weil die Flächen so elend steil und zerklüftet sind, dass man sie mit dem Vieh nicht beweiden kann: Absturzgefahr für die Tiere, Erosionsgefahr wegen der Trittschäden, etc. Viel Vergnügen.


www.nzz.ch/aktuell/schweiz/wildheuen-fuer-flachlaender-1.18130272

http://diefilmerei.ch/index.php?/filme/wildheuen-am-rophaien/

Leider ist im Film die Sprache "Urnerdütsch". Aber das macht eigentlich nix. Die Bilder sprechen eh für sich...!

Herzliche Grüsse aus der buckligen Welt

Fritz  8)
 


Offline M-verfahren

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Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #591 am: 25.06.2014, 10:39:13 »
Salü Fritz !!
das tät mich reizen !!!!! Obwohl der Respekt vorm abrutschen verdammt gross ist !!!!

Bewunderung aus dem Flachland !!!!
Jürgen
Gruß Jürgen

M.A.N 4R3,B18A,U406,XTZ 1200

Offline man leo

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Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #592 am: 25.06.2014, 11:29:48 »
Hallo Fritz,

ich finde es super von dir, das du hier mal zeigst wie in den Steillagen Heu gemacht wird.

Als Tourist geht man durch die Berge und die wenigsten wissen, wie die Landschaft mühevoll bearbeitet und bewirtschaftet werden muss.

Wenn man sich vorstellt, früher trugen sie das Heu ins Tal, oder im Winter wurde es mit Schlitten zu Tal gebracht,da sie auf dieses Heu unbedingt angewiesen waren.

Ich möchte kein Bergbauer sein und früher schon gar nicht,da diese Bauern am Hungertuch nagen mussten.

Eine frage noch durch das Sensenmähen wird der Boden  wellig durch die vielen Jahre,erschwert dies nicht noch mehr beim Mähen ?

Gruß
MAN Leo

Offline MAN-fantast

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Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #593 am: 25.06.2014, 15:34:25 »
Imposant Fritz!, wobei das Wildheuen und die Technik mit Heunetzen ("Pinggeln") und Drahtseilrutschen auch in Norwegen bekannt sind.  Nicht südöstlich in meiner Gegend, sondern westlich , also die bekannten Fjorde entlang.  Die Sensen und Rechen sind hier etwas anders.  Die Sensenblätter sind schmäler und es wird nicht so breit gemäht.  Im Film sieht es für den Rücken mörderisch aus und ich kann so die Bemerkung von Leo verstehen, - der Boden wird so leichter wellig.  Die breiten Rechen mit leicht gebogenen Zinken sehen doch sehr effektiv aus, hätte ich gern mal ausprobieren dürfen. :P

Ein "Hardcore-Heuer" 8) ;D bin ich bei weitem nicht, aber ich habe etliche Stunden hinter einem Motormäher Typ Gutbrod MF 70 gegangen, musste ja meinen Vater oft ablösen als er ermattet war. :)  Der Motormäher war mit zackigen Eisenrädern als Zwillingräder ausgerüstet, blieb so stabiler in Spur.  Der Zweitaktmotor hatte aber immer seine Launen und wurde zum Schluss in Nachfolgertyp MF 72 mit MAG-Viertaktmotor eingetauscht.  Er war im Vergleich zum alten nicht zu gebrauchen, hatte allzu viel Gewicht hinter der Achse, der Fingerbalken war mehr oberhalb als auf dem Boden... >:(

Ein Elefantenheu-Seminar wäre ja was ;), aber heuer wird es für mich leider nicht aktuell, denn ich habe schon eine Deutschland-Tour, voller tollen Begebenheiten, hinter mich (das Forumstreffen usw.).

Gruss aus noch einer buckligen Welt

Magne
« Letzte Änderung: 25.06.2014, 16:37:50 von MAN-fantast »
Schönen MAN-Gruß aus Norwegen

Magne

Prototyp 4P1

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Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #594 am: 25.06.2014, 18:02:07 »
Hallo Fritz,

ich verfolge schon länger Deinen erheiternden Restaurierungsbericht und bin begeistert von Deiner
sorgfältigen Arbeit am MAN.

Ich fand nur nicht die Zeit und die richtigen Worte oder Fotos um etwas hier beisteuern zu können.

Es gibt auch bei uns eine bucklige Welt, ungefähr 800m von uns entfernt liegt das "Freigut Hückinghausen"
die Flächen werden von einem Nebenerwerbs-Landwirt bewirtschaftet.
In den 50er Jahren wurde dort ein Werbefilm für den "Hansa 50" von der Firma Schmiedag aus Hagen gedreht.
Es handelt sich dabei um eine Einachsschlepper für den es 2 Mähwerke, Pflug,Fräse und einen Triebachsanhänger gab.

Anbei ein paar Landschaft Fotos rund um das Freigut, sollten sie hier in Deinem Beitrag stören, bitte melden.

Gruß, Jürgen.

Offline Andy 4S2

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Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #595 am: 25.06.2014, 20:36:10 »
Hallo,

hier ist auch noch was zum anschauen zwecks Steilhangmähen.

https://www.youtube.com/watch?v=eeQEijX4Ob0
Gruß Andy

Offline Swissfritz

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Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #596 am: 26.06.2014, 08:17:35 »
Liebe Kollegen

Ich finde es toll, wenn man hier im Forum die Sache etwas breiter abweiden kann und sich nicht "nur" an irgendwelchen Schrauben und Blechteilen festklammert. Insofern ist es für mich auch interessant, ein fachliches Feedback zu erhalten. Also Jürgen: Nur zu! Und dass es auch in Deutschland Steillagen zu bewirtschaften gibt, steht ausser Frage. Vor allem ist für mich interessant zu erfahren, wie man das bei euch macht - wobei ich damit eher an professionellen Lösungen interessiert bin. Den Opa wie an der Kieler Woche als Gegengewicht auf der Ackerschiene ausreiten zu lassen, mag auf den ersten Blick ganz lustig sein - eine Dauerlösung ist das nicht. Und Gnade uns Gott, wenn das jemand von die Unfallversicherung sieht! Das gibt dann Ärger bis genug... ::)

Noch eine letzte Bemerkung, bevor wir wieder zum MAN-Kerngeschäft zurückkehren. Viele werden sich fragen, wieso weidet der Mensch diese Hänge nicht einfach mit Rindern, Schafen oder Ziegen ab und macht statt dessen ein solches Heu-Theater!
Dafür gibt es drei Erklärungen:

1. Eine Extensive Wiese muss einmal im Jahr gemäht und darf vor dem 1. September nicht beweidet werden. Viele der seltenen Pflanzen ertragen zwar den Schnitt oder den Verbiss durchaus, aber der Tritt ist für sie tödlich. Wenn man auf die Qualitätsbezahlung für die seltenen Pflanzen aus ist, muss man die Weiderei einfach sein lassen.

2. Es gibt eine Verordnung die besagt, dass ein Betrieb der als Landwirtschaft anerkannt werden möchte, einen gewisse Mindestanzahl an Standardarbeitskräftestunden aufweisen muss. Zur Zeit liegt diese GRenze bei 0.25 SAK. Das entspricht also einem 1/4 einer Vollzeitstelle. Um die SAK eines Betriebes zu ermitteln, gibt es Computerprogramme, in denen mittels Arbeitszeitmessungen der Zeitbedarf für die einzelnen Kulturen ermittelt und festgelegt worden ist. Nun ist es dabei so, dass die Weiderei wesentlich weniger SAK gibt, als das Mähen und dass bei der Beweidung dre für das Mähen gewährte Steillagen-Zeitzuschlag völlig entfällt.

Konkret: Zur Zeit komme ich mit meiner Art der Bewirtschaftung auf 0.49 SAK, was einer Halbtagsstelle entspricht und deutlich über der Minimalanforderung liegt. Wenn ich alles weiden würde, schrumpft der Zeitbedarf für die Betriebsführung auf unter 0.25 SAK, weswegen wir dann kein Landwirtschaftlicher Betrieb mehr wären. Damit würden wir auch keine Direktzahlungen mehr erhalten und das wäre dann das Ende der Fahnenstange.

Das Leben ist kompliziert...

Noch eine Bemerkung zu Leos Beitrag. Das Leben der Bergbauern ist selbstverständlich hart. Mir fällt jedoch auf, dass ich augerechnet bei diesen Menschen eine grosse Freude an ihrem Beruf, eine tiefe innere Ruhe und Zufriedenheit und eine bewundernswerte Gelassenheit antreffe. Ob die Leute durch das Leben am Berg so werden...? Man könnte in einer Argumentation diesen Befund auch umgekehrt interpretieren: Das würde bedeuten, dass der Berg sich seine Bewirtschafter selbst aussucht und diejenigen, welche die geschilderten Wesenseigenschaften nicht schon von sich aus mitbringen von Anfang an zum Scheitern verurteilt sind und davonlaufen. So wie bei den Fishermans: Sind sie zu stark, bist du zu schwach! Und das gilt auch nicht für die Berge allein. Das gilt doch auch für die Leute auf den Halligen und in der Rhön genauso.

Frech formuliert würde das so klingen: Agronom oder Landwirt kann jeder sein oder werden. Bauer zu sein jedoch ist eine Berufung! Und nur wegen der Direktzahlungen wird man keinen dazu überreden können, einen Bergbauernbetrieb oder eine Hallig zu bewirtschaften! Uhi, ich hoffe doch, hier nicht in ein Wesennest gestochert zu haben... ;)   

Demnächst gibt's Bilder vom Überrollbügel! Dann machen wir damit mal eine Immelmannrolle und einen Looping!  :D

So, ich muss...

Gruss aus der buckligen Welt

Fritz  8)       

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Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #597 am: 26.06.2014, 08:58:17 »
Moin Fritz,
deine Äußerungen haben mit Wespennest nichts zu tun.

Jeder, der in seinem Job aufgeht, hat gute Chancen "eine tiefe innere Ruhe und Zufriedenheit und eine
bewundernswerte Gelassenheit" zu erlangen.

Stecke einen dieser Bergbauern in ein Großraumbüro oder stelle ihn in voller Schutzkleidung an einen
Hochofen, dann ist es bald vorbei mit Zufriedenheit und Gelassenheit.
Jeden Tag ohne Lust und mit einem Druck in der Magengegend zur Arbeit, kann keine zufriedenen Menschen machen.

Übrigens: Die einzigen Steillagen, die bei uns bewirtschaftet werden sind die Deiche.  ;)
Da wird der Tritt der Schafe gewünscht, um eine Verdichtung der Grasnabe zu erlangen.
Damit wird das Leben der Wühlmäuse und Maulwürfe erschwert, die ziehen nicht ein.
Wildkräuter findest du da nicht. Die Festigkeit steht im Vordergrund.

Gruß
Jörg

Offline BulliBaer

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Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #598 am: 26.06.2014, 10:28:27 »
Hallo,

ich muss doch auch mal etwas philosophieren über Bergbauern. Die Zeiten als Almöhi seinen Hof mit zwei Ziegen (Bärli und Schwänli) bewirtschaftet hat und Ziegenpeter und Heidi mit allen Ziegen des Dorfes auf die Hochalm zogen, sind (leider) lange vorbei. Mittlerweile geht es allen im Prinzip nur noch um harte Währung. Meines Erachtens war Almöhi trotz seiner mürrischen Art ausgeglichener, vielleicht weil er praktisch nur von der Hand in den Mund lebte, als Mitarbeiter aller heutigen Berufe. Mag ein Bergbauer heutzutage mehr Berufung sein, wie auch der Hochofenarbeiter, der seine acht Stunden am Feuer abreißt, wie auch der Feuerwehrmann, der trotz seiner kaputten Knochen versucht als erster am Brandherd zu sein um mit seiner Bereitschaft evtl. ein Menschenleben retten zu können, diese schauen weniger auf die Kohle .. aber im Prinzip geht es eigentlich nur darum, davon so viel zu scheffeln wie möglich. Nichts gegen Dich, Fritz, denn ich denke, Du gehörst in meinen Augen eher zur Gruppe Almöhi .. ;) .. aber allen anderen möchte ich hiermit ans Herz legen .. Geld ist nicht alles und am Ende kann man sowieso nichts mitnehmen ..

Gruß .. Rudi ..

So .. und nun freue ich mich über Deine Immelmannrolle .. vielleicht bekommst Du aber auch einen dreifachen Rittberger hin, aber nicht mit dem MAN sondern im Flugzeug oder auf der Eisbahn .. ;) ..
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Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #599 am: 26.06.2014, 11:27:10 »
Hallo Rudi

Ich muss meine Ausführungen offenbar etwas präzisieren. Ich rede in meinem Vergleich eigentlich noch immer von der Landwirtschaft, d.h. die sogenannten Bergbaueren einerseits und die sogenannten Talbauern andererseits. Mir kommt es oft so vor, als ob unsere "im Tal" wirtschaftenden Kunden oft wesentlich gestresster und genervter daherkommen, als "die da oben".

Was eure Vergleiche mit den Leuten am Hochofen oder bei der Feuerwehr betrifft, da masse ich mir kein Urteil an, gebe aber zu bedenken, dass das Angestellte sind und in einer Hierarchie stehen und damit möglichen Stressfaktoren (Vorgesetzter, Mitarbeiter, Arbeitszeit, Arbeitsort und Lohn) wesentlich direkter ausgesetzt sind, als ein Selbstständigerwerbender, der möglicherweise alleine arbeitet und bei der Planung seiner Arbeitsabläufe und Arbeitszeiten auf niemanden Rücksicht nehmen muss. Wichtig ist einfach, dass man zufrieden damit ist, was man macht und was man hat.

Ein ganz wichtiger Punkt ist mir, dass man immer über den Tellerrand rausschaut und nicht einfach etwas macht, weil man das immer schon so gemacht hat. Das heisst nicht, dass man alles über Bord werfen sollte (z.B. das Wildheuen). Aber man muss sich Rechenschaft darüber ablegen, dass nicht alle Arbeiten auf dem Betrieb zur Rentabilität beitragen. Und man muss wissen, dass das Mähen eines Bachverlaufs zur Freude der Frösche und Molche nie und nimmer rentiert - da können die Fördergelder spendieren so viel sie wollen. Aber man kann diese Arbeiten trotzem - von sich aus und aus schierer Freude machen. 

Und da gehört unsere Arbeit an den alten Traktis auch dazu. Wenn das einer wegen der Rendite macht, steht er von Anfang an auf verlorenem Posten.

Gruss aus dem Büro!

Fritz  8)