Autor: Swissfritz Thema: Restaurierung eines 4R3  (Gelesen 323932 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline Swissfritz

  • > 250 Beiträge
  • ****
  • Beiträge: 398
    •  
Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #1060 am: 17.01.2024, 16:57:19 »
Hallo Bastian
Du sprichst hier wahre Worte sehr gelassen aus! Tatsächlich hat im Rahmen meiner Öldruckprobleme noch nie jemand etwas über die Dimensionierung der Ölpumpe verlauten lassen! Dass die Ölpumpe des 4R3 zu wenig schöpft, ist mir heute völlig klar. Nur: Man sollte erst Kuh sein vor Kalb! Ich komme aber gerne darauf zurück!  ;)

Nun, der 08. August 2020 war ein wunderschöner Tag! Wir hatten am Vortag Emmer gedroschen und ich hatte mit der Mühle Hindelbank vereinbart, dass ich an diesem Morgen um ca. 1000 Uhr den Emmer bringen würde. Hindelbank liegt von uns etwa 30 km entfernt und die Strecke führt sehr malerisch durch die Hügellandschaft, eine Steigung von 100 Höhenmetern auf dem Hinweg und 230 Höhenmetern auf dem Rückweg inklusive. Ein Stück des Weges ist eine vielbefahrene Kantonsstrasse und um die unwirschen Reaktionen der schneller motorisierten Zeitgenossen in Grenzen zu halten, war mir der Samstagmorgen gerade recht und ich beschloss, sehr frühzeitig abzufahren. Merke: Unser MAN ist ein Langsamläufer!

Restaurierung eines 4R3 - 20200807_141505 (002).jpg   Restaurierung eines 4R3 - 20200807_182153 (002).jpg

Beim Emmer-Dreschen. Was ist eigentlich los? Man kann die Bilder hochladen wie man will, sie liegen nie so, wie man sie eigentlich haben möchte. Was mache ich falsch?

Am nächsten Morgen: Licht, Blinker, Kühlwasser, Ölstand und Fahrzeugpapiere waren kontrolliert, aufgefüllt und dabei. Um kurz nach 0700 zuckelten wir los. Den Weg runter ins Tal schafften wir problemlos und der alte Anhänger mit seinen beiden auflaufgebremsten Achsen hielt die 3,5 Tonnen Emmer und sein Eigengewicht gut im Zaum. Die Steigung nach Affoltern nahmen wir im 3. Strassengang, die Drehzahl ging zwar soweit zurück, dass der Auspuff etwas zu qualmen begann. Aber das war schnell überstanden und ab Affoltern ging es in flottem Tempo bergab. Um kurz nach 0900 trafen wir ohne Probleme in Hindelbank ein.

Auf dem Rückweg begannen die Probleme. Erst wurde ich von der Polizei aufgehalten. Aber da konnte ich die Fahrt bald weiter fortsetzen, denn die wollten nur kontrollieren, ob der Traktor als Oldtimer angemeldet sei oder ob ich mit einem regulären Landwirtschaftsfahrzeug unterweg bin. Mit einem Oldtimer darf man bei uns keine gewerblichen Fahrten unternehmen und für die Lieferung des Emmers wäre ich mit einer saftigen Busse belegt worden. Aber weil unser Trakti "normal" unterwegs ist, wollten sie noch das Pannendreieck und die Warnweste sehen. Auch diese beiden Gegenstände waren an Bord und so setzten wir unsere Reise nach Hause fort.

Wer hätte gedacht, dass ich etwa 40 Minuten später die Warnweste und das Pannendreieck erneut auspacken würde. :o
« Letzte Änderung: 17.01.2024, 18:39:51 von Swissfritz »

Offline Swissfritz

  • > 250 Beiträge
  • ****
  • Beiträge: 398
    •  
Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #1061 am: 17.01.2024, 18:53:17 »
Ich war froh, als ich die Kantonsstrasse in Hasle verlassen konnte und den sog. Rinderbach hinauffuhr. Der Trakti fuhr sehr stark und zog den leeren Getreidewagen im 4. Strassengang problemlos nach Affoltern hinauf. Dann ging es hinunter nach Häusernmoos. An der Kreuzung musste ich kurz den Gegenverkehr abwarten.

Als ich losfuhr gab es einen lauten Knall und es ratterte ganz erbärmlich. Ich trat erschrocken auf die Kupplung und konnte noch sehen, wie etwas Grünes vor meinem linken Knie über die Strasse flog und der Motor aussetzte. Dann wurde ich in dichten Nebel eingehüllt und es stank nach Kühlerfrostschutz. Noch immer rollte das Gespann dank der durchgetretenen Kupplung die Strasse entlang und ich versuchte, die nächste Abzweigung zu erreichen. Leider schaffte ich das nicht und so kamen wir auf freiem Feld mitten auf der Strasse zum stehen. Welch ein Scheibenkleister!  >:(

Beim Blick zurück zog sich eine etwa 50 Meter lange schwarze Spur die Strasse entlang. Unter dem Traktor tropfte und saftet es und meine Brille war dick mit Kondenswasser beschlagen. Ich zückte das Handy und meldete mich bei der Kantonspolizei und erklärte dort mein Elend. Der nette Einsatzleiter meinte, für so etwas schicke er keinen Streifenwagen vorbei. Ich solle jetzt die Warnweste montieren, das Pannendreieck aufstellen, den Unfallort sichern und den Verkehr regeln. Er schicke mir die Feuerwehr vorbei, damit die sich um die Ölspur kümmern. 

Hier die ersten Bilder vom Tatort!
« Letzte Änderung: 17.01.2024, 19:08:21 von Swissfritz »

Online Bastian

  • > 500 Beiträge
  • *****
  • Beiträge: 1557
    •  
Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #1062 am: 17.01.2024, 21:09:11 »
Das sieht ja schrecklich aus  :o  , hoffentlich  bekommst Du irgenwo ein Generell überholtes Motor  her oder ein Motor der noch überholt werden muss , aber dann richtig überholen  mit  korrektes Lagerspiel und ein aufbearbeiter ölpumpe ,  Du schreibst das der Traktor immer auf deiner Hof ist ,noch immer in dieser Zustand?  wir werden deine Berichte weiterlesen .....
« Letzte Änderung: 18.01.2024, 18:14:23 von Bastian »
groeten/grüsse  bas mulder  ,  as330a  as440a 2L2 B45a 4R2 , info(a)tractomania.eu .

Offline Swissfritz

  • > 250 Beiträge
  • ****
  • Beiträge: 398
    •  
Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #1063 am: 18.01.2024, 01:36:17 »
Ja, Bastian! Das sieht nicht nur schrecklich aus! Das war in jeder Beziehung schrecklich!
Bis nur die Strasse geputzt und das Gespann zu Hause war! Es war Hochsommer und alle waren mit Erntearbeiten beschäftigt! Und die ganze Zeit fragte ich mich: Was war passiert, habe ich was falsch gemacht, hätte ich das vermeiden können, wie geht es weiter...

Zum Glück haben mich die Kollegen von der Feuerwehr entlastet und die Reinigung der Strasse übernommen. Es sah schlimmer aus, als es war, denn das Meiste auf der Fahrbahn entpuppte sich als Kühlwasser! Viel von den Feuerwehrleuten kannte ich natürlich und die habe sich fast krumm gelacht, weil die Polizei die falsche Feuerwehr aufgeboten hatte! Statt Dürrenroth hatten sie Affoltern aufgeboten!! So kam es, dass der von mir erzeugte Flurschaden ganz unkompliziert durch die Feuerwehr des Nachbarortes beseitigt wurde.   

Als der Traktor dann endlich in der Werkstatt stand und ich mir den Schaden näher betrachten konnte, wurde mir schnell klar, dass der Motor einen veritablen Totalschaden erlitten hatte. Im hinteren Bereich vor dem Schwungrad klafften im Motorblock zwei riesige Löcher! Das "Grüne", was ich links wegfliegen sah, waren offenbar die Gehäuseteile und ich hatte Glück, dass mich in diesem Moment nicht ein Auto oder gar ein Fahrradfahrer gekreuzt hat! Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn die "Geschosse" getroffen hätten!

Der Motorblock war hin. Es hatte sogar den Deckel zum Stösselraum erwischt. Die Nockenwelle war hin und hing verbogen im Loch und beim Blick ins Loch wurde klar, dass die Kurbelwelle auch was abbekommen hatte. Als ich die ersten Fotos gemacht und Ulli damit beglückt hatte, herrschte auch in in Norddeutschland erst mal betroffene Stille! Mir wurde bang und bänger...
« Letzte Änderung: 18.01.2024, 01:55:53 von Swissfritz »

Offline Swissfritz

  • > 250 Beiträge
  • ****
  • Beiträge: 398
    •  
Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #1064 am: 18.01.2024, 02:14:05 »
Tja, rumjammern nutzt bekanntlich nichts und sobald ich die Feldarbeiten im Griff und das Stroh unter Dach hatte, begann ich , den Traktor zu zerlegen! Es gibt Schöneres...

Die Obduktion ergab folgenden Befund:
- am hintersten Zylinder hatte es das Schloss der Pleuelstange abgerissen. Die beiden Schrauben waren auseinandergerissen.
- das Verschlussstück lag am Boden des Kurbelwellengehäuses
- dort lag jede Menge Schrott
- die Kurbelwelle war verballert
- die Nockenwelle war Schrott
- der Motorblock war Schrott

Ich habe mit allen Loseteile eine Art Auslegeordnung gemacht. Drei Tage nach der Explosion brachte mir der Feuerwehrkommandant noch die "Geschossteile", welche er und "seine Jungs" auf der anderen Strassenseite in der Wiese geborgen hatten:
Die grünen Teile des Motorblocks, den Kühlwasser-Ablasshahn und den hinteren Kranbolzen!  :P 
 

Offline SUN

  • > 250 Beiträge
  • ****
  • Beiträge: 365
    •  
Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #1065 am: 18.01.2024, 07:04:41 »
Guten Morgen Fritz,

Puh das ist aber wirklich blöd. Da braucht man einen neuen Motor oder Motorblock und zumindest ein paar Neuteile dazu.
Das ist wirklich nicht schön.

Sowas ähnliches muss meinem Schlepper (vor meiner Besitzzeit ) auch ereilt haben. Am Motorblock ist heute noch einen mahnendes Blech vorhanden. Das hatte ich beim kauf gar nicht richtig bemerkt.

Restaurierung eines 4R3 - IMG_20240118_070019.jpg

Es ist aber wohl scheinbar nicht so viel dabei passiert wie bei dir. Im Motorblock ist am unteren Sitz der Laufbuchse Zyl. 3 ein Stück genau in der breite des Pleuel ausgeschlagen. An diese Stelle dichtet der unterste Gummiring jetzt nicht mehr richtig. Die Kurbelwelle hat an dieser Pleuelstelle 1,5mm Untermaß gehabt. Deshalb hatte ich bei meiner Revision eine neue KW einbauen müssen.

Da deine Emma ja aber wieder läuft konnte alles gerichtet werden, dass ist schon mal das wichtigste. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieses unterfangen kostspielig gewesen ist.

Gruß
Stefan

Offline hobbyman

  • > 250 Beiträge
  • ****
  • Beiträge: 463
    •  
Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #1066 am: 18.01.2024, 10:37:18 »
Morgen Fritz,

Lese erst jetzt den Bericht, schrecklich wass da passiert is, da steht mann auf den Punkt
die Lust zu verlieren.
Verstehe ich gut dass die Emma jetzt wieder läuft?
Ich kann mich erinnern dass dieses Öldruckthema beim 4R3 hier schon Mal besprochen wurde.
Vorallem im Hang war es "gefährlich" dass der Motor nicht genug Öl bekam.
Wenn ich mich sogar richtig erinnere, aber Bitte hau mich nicht drauf fest, wurde damals gesprochen über ein doppeltes oder 2-teiliges Ansaugrohr, eins nach vorn und eins nach hinten.
Wie hast du dass gelöst, hast du da vielleicht etwas geändert in der Ölhaushalt.
Hast du extra Öl eingefüllt, wie damals auch schon besprochen wurde.
Wünsche dir weiterhin viel Erfolg und beste Grüße aus den Niederlanden.

Michael.
Übrigens, wir haben auch Mal Schnee, 15 bis 20 Zentimeter, herrlich.


Offline M-verfahren

  • > 500 Beiträge
  • *****
  • Beiträge: 2328
    •  
Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #1067 am: 18.01.2024, 12:54:33 »
Hallo ...
Fritz , ich bin sprachlos...!!!!!!!!!!!Der absolute Super Gau !!!  :o :oDavor hab ich immer Angst gehabt ....Ich hoffe Du findest eine Lösung um IHn wieder zu nutzen ..
gruß Jürgen
Gruß Jürgen

M.A.N 4R3,B18A,U406,XTZ 1200

Offline fenner200

  • > 100 Beiträge
  • ***
  • Beiträge: 195
    •  
Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #1068 am: 18.01.2024, 12:55:54 »
Hallo Fritz,

ich hoffe du hast oder bekommst das alles wieder hin. Ein Trauerspiel.

Pass bitte auf mit dem extra viel Öl, auch das kann zu einem Motorschaden führen. Für Extremlagen ist der Motor halt nicht gebaut.

Viele Grüße

Online Bastian

  • > 500 Beiträge
  • *****
  • Beiträge: 1557
    •  
Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #1069 am: 18.01.2024, 12:57:02 »
Hallo Michael  , mit das doppelrohr war das nicht  der 0026 Motor mit vertieften Ölwanne  ?
groeten/grüsse  bas mulder  ,  as330a  as440a 2L2 B45a 4R2 , info(a)tractomania.eu .

Offline Swissfritz

  • > 250 Beiträge
  • ****
  • Beiträge: 398
    •  
Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #1070 am: 18.01.2024, 17:47:35 »
Also in Bezug auf den 4R3 wurde meines Wissens nie über ein geteiltes Ansaugrohr gesprochen. Das mit dem zusätzlichen Liter Öl für Arbeiten am Hang ist jedoch eine alte "Norwegische Bauernweisheit". Das hat Magnes Vater bei seinen MAN's schon gemacht. Und ganz so wild ist es ja auch nicht. Wenn der MAN über "den Backbordbug die Welle runter segelt", leuchtet kurz die grüne Lampe. Die paar Sekunden bringen den Motor nicht um. Hauptsache, der Ansaugstutzen taucht wieder ins Öl ein... Blöd wird's, wenn einer in dieser Position mit dem Holzspalter für längere Zeit zu arbeiten beginnt. Dann ist nach kurzer Zeit Feierabend...
 

Offline hobbyman

  • > 250 Beiträge
  • ****
  • Beiträge: 463
    •  
Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #1071 am: 18.01.2024, 19:04:14 »
Hallo Bas,
Ich denke du hast Recht, der 4R3 hat keine Ölwanne.
Ob es eine möglichkeit gibt ein solches doppeltes ansaugrohr da drin zu machen, kann
ich leider nicht sagen.
Ich bin nicht bekannt mit diesem Motor.
Gr. Michael.

Offline Swissfritz

  • > 250 Beiträge
  • ****
  • Beiträge: 398
    •  
Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #1072 am: 19.01.2024, 00:37:18 »
Bei aller Liebe: Aber dass sich ausgerechnet ihr beiden euch dermassen um die Verbesserung der "Ansaugmodalitäten bei erhöhtem Krängungswinkel" ins Zeug legt, erstaunt mich nun doch etwas. Ich dachte, bei euch ist es flach? Beim meinem letzten Besuch in den Niederlanden war das noch so!;D  Egal: Wir sind vom Thema abgekommen.

Der Obduktionsbefund lag ja nun vor:
Offenbar hat es das Pleuelstangenschloss abgerissen und dann hat die rotierende Kurbelwelle die herunterhängenden Pleuelstange mit jeder Umdrehung so lange wie einen Glockenklöppel gegen die Wand des Motorblock geknallt, bis es dort ein Loch gab. Erst dachte ich, dass ich am letzten Zylinder einen Kolbenfresser bekommen hatte, der Kolben blockierte und es deswegen das Pleuelschloss abgerissen hat. Aber der Kolben liess sich später problemlos aus der Laufbuchse ziehen. Die Kräfte, die sich bei dem Vorgang entwickelten, waren jedenfalls verheerend! Glück im Unglück: Der gesamte Zylinderkopf und alle Anhängsel (Einspritzpumpen, Schwungrad, Starter, etc.) hatten den Crash unbeschadet überstanden und dass wir den Traktor wieder instand setzen würden, stand für uns ohnehin fest.

Uns stellten sich vier Fragen:
- wer macht den Motor?
- woher bekommen wir die Ersatzteile?
- was wird das wohl kosten?
- gibt es eine Möglichkeit, dass die Ölversorgung, resp. der Öldruck verbessert werden kann?

Die erste Frage war für uns schnell zu beantworten. Kurz vor dem Unglück mit dem 4R3 hatten wir bei der Firma Graf in Müllheim den Motor von unserem Metrac 3000 revidieren lassen und mit dem Ergebnis waren wir äusserst zufrieden. Ausserdem wussten wir, dass dort schon ein paar MAN-Motoren ein neues Leben eingehaucht bekommen hatten und dass die dort auch zu "kleinen Wundern" fähig sind. Unser Freund Clemens hatte dort vor Jahren den Riss im Motorblock seines Hanomag "nähen" lassen.

Bei den Ersatzteilen drehte sich das Problem am Ende um die Beschaffung eines neuen Motorblocks, der Nockenwelle samt Zahlräder und der Kurbelwelle. Den Motorblock, die Nockenwelle und die Zahnräder hat Ulli (nicnic) aus seinem schier unerschöpflichen Fundus beisteuern können. Wirklich mühsam wurde die Sache mit der Kurbelwelle, denn die meisten 4R3-Kurbelwellen, die irgendwo herumliegen, sind völlig ausgelutscht und unterschreiten die Toleranzmasse, welche von MAN vorgegeben werden. Die Beschaffung einer geeigneten Kurbelwelle war sehr mühsam. Aber die Firma Graf weigerte sich, eine untermassige Kurbelwelle einzubauen und dafür irgendeine Garantie zu übernehmen - zumal wir ja den Traktor wieder als Arbeitsgerät und nicht nur für Sonntagsfahrten benutzen wollten.

Als dann alle Teile endlich beschafft waren, haben wir erst den Kostenvoranschlag verdauen müssen! Zum Preis sei an dieser Stelle nur so viel gesagt: Im Internet könnte ich dafür einen ganzen MAN-Traktor kaufen. Nur: Da sind keine 4R3 dabei. Und ob deren Motoren solide revidiert wurden...? Für uns war klar: Unser 4R3 kriegt einen neuen Motor - coûte que coûte!

Für den Ersatz der schwächelnden Ölpumpe war just zu diesem Zeitpunkt auch ein valabler Ersatz bereit. Ulli hatte sich schon länger mit dem Schmier-Problemen des Vierzylinder-Motors beschäftigt und eine sehr brauchbare Lösung entwickelt. Zwar würde unser Trakti einer der ersten sein, der mit dieser neuen Pumpe unterwegs wäre. Aber nach all dem Erlebten hatte ich die Schnauze gestrichen voll. Ausserdem hatte ich hinter den Kulissen erfahren, dass es sogar bei frisch revidierten 4R3-Motoren innert kurzer Zeit erneut zu Schmier-Problem gekommen war - nur wegen dieser läppisch dimensionierten Ölpumpe! Es stand für mich deshalb ausser Frage, dass die bisher verbaute Ölpumpe mit der von Ulli entwickelten Pumpe ersetzt wird!! Dieses verdammte Ding hatte mich nun lange genug geärgert!! >:( Der Entscheid ist mir auch deswegen leicht gefallen, weil man dem Motor trotz der neuen Pumpe von aussen keine Veränderung ansieht. Und um es kurz zu machen: Mit der neuen Ölpumpe im revidierten Motor ist der Öldruck sehr kräftig und bleibt auch bei lang anhalten und starken Belastungen deutlich über einem Bar! Und das grüne Lämpchen zwinkert mir nur noch zu Beginn jeder Fahrt zu - und beim Wellenreiten über Backbordbug!!! ;) 8)   

 
     
« Letzte Änderung: 19.01.2024, 02:10:11 von Swissfritz »

Offline M-verfahren

  • > 500 Beiträge
  • *****
  • Beiträge: 2328
    •  
Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #1073 am: 19.01.2024, 06:39:59 »
Guten Morgen Fritz, ich darf deinem D.-Arzt Bericht entnehmen , dass der Patient wiederbelebt wurde und sich bereits in der REHA befindet ??  Auch ich hab die verbesserte Pumpe damals von Ulli bekommen und bei der Motor Überholung verbauen lassen. Die Unterschiede im Oeldruck sind schon enorm ...
Gruß Jürgen

M.A.N 4R3,B18A,U406,XTZ 1200

Offline Swissfritz

  • > 250 Beiträge
  • ****
  • Beiträge: 398
    •  
Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #1074 am: 19.01.2024, 09:46:51 »
Moin Jürgen
Ja, der Unterschied ist gewaltig! Mein Öldruckmesser schnell beim Starten kurz bis fast an den Anschlag hoch. Sobald die Überdruckventile ansprechen bin ich mit 3.5 - 4 bar unterwegs. Und wenn die Maschine richtig warm ist und im Dauerbetrieb fährt, liegt der Öldruck immer noch bei knapp unter 2 bar. Allerdings frage ich mich, ob man diese Zahlen wirklich so absolut ansehen soll - immerhin ist der Öldruckmesser ja kein geeichtes Präzisionsinstrument. Vermutlich wäre es vernünftiger, wenn man die Zahlen abkleben und einen "grünen Bereich" sowie einen "roten Bereich" angeben würde. Aber in Kombination mit dem grünen Lämpchen ergibt sich wirklich ein sehr erfreuliches Bild und es wurde höchste Zeit, dass uns 4-Zylinder-Besitzern endlich Hilfe zuteil wurde.

Für mich haben sich aus diesem Erlebnis zwei Schlussfolgerungen ergeben:

Erstens: Die ab Werk verbaute Ölpumpe war und ist für den 4 R3 deutlich zu klein und ist nicht in der Lage, dem Traktor im Dauerbetrieb die notwendige Salbung zukommen zu lassen. Statt dies klipp und klar zu kommunizieren, hatte ich eigentlich das Gefühl, dass diese Erkenntnis in unseren Kreisen - wenn überhaupt - nur hinter vorgehaltener Hand diskutiert wurden.
Und obwohl ich betreffend Authentizität eigentlich eher zu den "Denkmalpflegern" gehöre, bin ich Ulli sehr dankbar, dass er sich der Sache angenommen und eine brauchbare Lösung gefunden hat.

Zweitens: Wenn man sich zu einer Motorrevision entschliesst, dann sollte man unbedingt auf Top-Qualität bestehen und sich nicht auf irgendwelche Kompromisse einlassen. Die damit erzielte Kosteneinsparungen fallen einem nach kurzer Zeit buchstäblich auf die Füsse. Ich habe diesbezüglich mein Lehrgeld bezahlt!

Übrigens: Wenn ich von Denkmalpflege spreche meine ich, dass ich an unserem Trakti nie etwas ändern würde, dass sich nicht mit wenigen Griffen wieder in der Urzustand zurückbauen liesse. Aber Verbesserungen, die der Lebenserwartung der Maschine zuträglich sind und/oder die Alltagstauglichkeit verbessern, werden von mir gerne angenommen und verwendet.

Die Wartezeit während der Motorinstandstellung habe ich genutzt und mir die Bedienungshebel des Krafthebers und des hydraulischen Oberlenkers von hinten zugänglich gemacht. Das Ankuppeln von Maschinen fällt mir damit leichter.
Ausserdem habe ich den Spaltfilter ausgebaut und eingemottet. Als Ersatz habe ich einen von Ulli neu entwickelten "Full-Flow-Filter einbaut, der genau an den Platz des Spaltfilters passt. Keine zusätzlichen Löcher, kein Leitungsbau, kein Appendix. Nur die vier Schrauben am Spaltfilter lösen, Spaltfilter raus, neuer Filtereinsatz rein, vier Schrauben anziehen, fertig! Seither fahre ich auf dem MAN ein normales 10W40 Öl. Ulli: Super Sach!!! 8)

So, ich finde, das war genug des Lobes für Ulli! Am Ende wird der uns noch übermütig!  ;D

« Letzte Änderung: 19.01.2024, 10:03:46 von Swissfritz »

Offline Swissfritz

  • > 250 Beiträge
  • ****
  • Beiträge: 398
    •  
Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #1075 am: 19.01.2024, 10:29:06 »
Und dann war es endlich soweit! Der neue Motor traf ein und am 3. April 2021 meldete sich zurück 4R3 zum Dienst zurück.

Online Bastian

  • > 500 Beiträge
  • *****
  • Beiträge: 1557
    •  
Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #1076 am: 19.01.2024, 12:56:11 »
Moin Jürgen
Ja, der Unterschied ist gewaltig! Mein Öldruckmesser schnell beim Starten kurz bis fast an den Anschlag hoch. Sobald die Überdruckventile ansprechen bin ich mit 3.5 - 4 bar unterwegs. Und wenn die Maschine richtig warm ist und im Dauerbetrieb fährt, liegt der Öldruck immer noch bei knapp unter 2 bar. Allerdings frage ich mich, ob man diese Zahlen wirklich so absolut ansehen soll - immerhin ist der Öldruckmesser ja kein geeichtes Präzisionsinstrument. Vermutlich wäre es vernünftiger, wenn man die Zahlen abkleben und einen "grünen Bereich" sowie einen "roten Bereich" angeben würde. Aber in Kombination mit dem grünen Lämpchen ergibt sich wirklich ein sehr erfreuliches Bild und es wurde höchste Zeit, dass uns 4-Zylinder-Besitzern endlich Hilfe zuteil wurde.

Für mich haben sich aus diesem Erlebnis zwei Schlussfolgerungen ergeben:

Erstens: Die ab Werk verbaute Ölpumpe war und ist für den 4 R3 deutlich zu klein und ist nicht in der Lage, dem Traktor im Dauerbetrieb die notwendige Salbung zukommen zu lassen. Statt dies klipp und klar zu kommunizieren, hatte ich eigentlich das Gefühl, dass diese Erkenntnis in unseren Kreisen - wenn überhaupt - nur hinter vorgehaltener Hand diskutiert wurden.
Und obwohl ich betreffend Authentizität eigentlich eher zu den "Denkmalpflegern" gehöre, bin ich Ulli sehr dankbar, dass er sich der Sache angenommen und eine brauchbare Lösung gefunden hat.

Zweitens: Wenn man sich zu einer Motorrevision entschliesst, dann sollte man unbedingt auf Top-Qualität bestehen und sich nicht auf irgendwelche Kompromisse einlassen. Die damit erzielte Kosteneinsparungen fallen einem nach kurzer Zeit buchstäblich auf die Füsse. Ich habe diesbezüglich mein Lehrgeld bezahlt!

Übrigens: Wenn ich von Denkmalpflege spreche meine ich, dass ich an unserem Trakti nie etwas ändern würde, dass sich nicht mit wenigen Griffen wieder in der Urzustand zurückbauen liesse. Aber Verbesserungen, die der Lebenserwartung der Maschine zuträglich sind und/oder die Alltagstauglichkeit verbessern, werden von mir gerne angenommen und verwendet.

Die Wartezeit während der Motorinstandstellung habe ich genutzt und mir die Bedienungshebel des Krafthebers und des hydraulischen Oberlenkers von hinten zugänglich gemacht. Das Ankuppeln von Maschinen fällt mir damit leichter.
Ausserdem habe ich den Spaltfilter ausgebaut und eingemottet. Als Ersatz habe ich einen von Ulli neu entwickelten "Full-Flow-Filter einbaut, der genau an den Platz des Spaltfilters passt. Keine zusätzlichen Löcher, kein Leitungsbau, kein Appendix. Nur die vier Schrauben am Spaltfilter lösen, Spaltfilter raus, neuer Filtereinsatz rein, vier Schrauben anziehen, fertig! Seither fahre ich auf dem MAN ein normales 10W40 Öl. Ulli: Super Sach!!! 8)

So, ich finde, das war genug des Lobes für Ulli! Am Ende wird der uns noch übermütig!  ;D

Hallo Schwissfritz , da kann ich dir nur Recht geben , einige Zusätze :

  betrifft Präzision der ölmanometer  hasst Du hier in vergangenheit geschrieben das der grûne Warnleucht (oder anders gesagt der Ferngeber bei 0,8 Bar schaltet und ) und genau bei 0,8 Bar aufleuchtet  , gleichzeitig der Manometer 0,8 Bar anzeigt also  scheint mir das Gerät  ziemlich Präzise ;

Betrifft dieser Malheur vom Unterdemensionierter   ölpumpe der  8614M Motor , tut mir wirklich leit aber das habe ich erst vor ein halbes Jahre her , also irgendwo in 2023 entdeckt , das Problem war mir vorher nicht bekannt  sonst hätte ich es hier sicher eingetragen , ich bin ferner  kein 8613/8614 Spezi  , ich kennne mir besser aus mit den 8814G 9214G 9614M u9624m und 0024M Motoren ;

Betrifft einer Motorrevision  kann ich dir nur Recht geben , verwende Qualitätsprodukte , und  revidier alle  sachen die notwendig sind  auch bei zweifelhafte  Teilen , ferner  immer neu auf neu , das Heisst neue Ventile denn auch  neue Fûhrungen , neue Lager denn auch die KW schleifen lassen ,  neue Kolbenringe  denn auch neue  Laufbuchsen oder augebohrte und gehohnte Laufbuchsen  samt mit übermasskolben usw , Qualität  zahlt sich hier später aus , macht mann halber sachen  kommt  unglück  hinterher ,  wichtig ist auch die  einlaufphase bzw die ersten arbeitstunden , mann soll wie damals vorgeschrieben der Motor die erste 10en von Stunden nicht Voll belasten , also erst halb dann nacher 3/4 tel und dann langsam zur voller belastung .

Indertat :Original  ist in 99% die Fälle die beste Lösung aber nicht immer , bei dieser Motor also z B die bessere ölPumpe von Ulli verwenden  und auch seiner   full flow ölfilter ist vom aussicht und funktion besser dann andere Varianten die ich gesehen habe .

Wunsche dir wirklich viel erfolg mt deiner 4R3  und hoffe kein schreckliche Bilder mit Geschichte  hiervor zu erleben.

Gruss aus dem z Zeit verschneitem Land .

« Letzte Änderung: 19.01.2024, 18:08:54 von Bastian »
groeten/grüsse  bas mulder  ,  as330a  as440a 2L2 B45a 4R2 , info(a)tractomania.eu .

Offline hobbyman

  • > 250 Beiträge
  • ****
  • Beiträge: 463
    •  
Re: Restaurierung eines 4R3
« Antwort #1077 am: 19.01.2024, 17:04:46 »
Hallo Fritz,
Freut mich zu lesen dass alles wieder funktioniert, ich weiss es geht richtig ins Geld
aber hinterher hat man dan doch ein gutes Gefühl dass man durchgesetzt hat.
Nur 1A Qualität benutzen und machen lassen.
Übrigens ist es ziemlich Hügelich hier im Süden von den Niederlanden, wohne kurz hinter
Grenzübergang Aachen und der Weg zu meinen Eltern, wo der Traktor steht, ist 22% Steigung.
Wūnsche dir weiterhin viel Erfolg und Spass mit dem 4R3.
Beste Grüße und gutes Wochenende, Michael.