Autor: Oily Thema: Instandsetzung D9614 Motor B45a  (Gelesen 9402 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline Oily

  • > 250 Beiträge
  • ****
  • Beiträge: 435
    •  
Re: Instandsetzung D9614 Motor B45a
« Antwort #40 am: 13.06.2024, 18:18:58 »

Kolbenringe, Ventile und Fräswerkzeug sind mittlerweile da und den Kopf konnte ich am gleichen Tag geplant wieder mitnehmen. Da mussten 0,3mm runter, da der Kopf rund gebogen war.
So habe ich mich heute an das Fräsen der Ventilsitze begeben.
Die Führungen waren noch maßhaltig und die Sitze der Schirmventile mussten nur sauber gefräst und Korrekturen angefräst werden.
Die neuen Auslassventle haben mir schon einiges abverlangt, da diese ca 1 mm vorstanden und alle  0,3mm bis 0,4mm Rückstand haben sollen.
Aber wenn man vorher die 30° und 60° Korrekturen anfräst, dann bleibt am Sitz nicht mehr soviel Material stehen und der 45°-Fräser hats dann etwas einfacher.
Das Gerät ist schon gut und fräst die harten Sitze weg, aber es bleibt trotzem schweisstreibenede Handarbeit.
Morgen noch die Ventile final noch mit etwas Ventilpaste einschleifen und dann ist der Kopf fertig.

LG Marc

« Letzte Änderung: 13.06.2024, 18:36:56 von Oily »

Offline RMW-Gerhard

  • > 500 Beiträge
  • *****
  • Beiträge: 964
    •  
Re: Instandsetzung D9614 Motor B45a
« Antwort #41 am: 14.06.2024, 10:20:17 »
Hallo Marc,
ich verfolge jeden deiner Berichte mit großem Interesse.
Ich weiß wie es ist, nach der "Schrauberei" noch zur "Schreiberei" zu finden.
Dafür ein Dankeschön!
Gruß Gerhard
Bei allem was du tust........denk an das Ende!

Offline Oily

  • > 250 Beiträge
  • ****
  • Beiträge: 435
    •  
Re: Instandsetzung D9614 Motor B45a
« Antwort #42 am: 15.06.2024, 00:52:43 »
Hallo

Nachdem alles so gut lief, lies der nächste Tiefschlag auch nicht lange auf sich warten.
Wie schon geschrieben hatte ich die Augen der Kolben aufgerieben.
Mein Schlosser des Vertrauens hat diese dann auf einer Anreißplatte überprüft und festgestellt, dass eine der Kolbenbohrungen 6/100mm Schiefstand hatte. Wir waren uns einig darüber, dass das zuviel ist.
1-2/100mm wäre noch ok gewesen.
Nur leider ist der Versuch den Kolben auf der Fräse exakt aufzuspindeln missglückt und der Messerkopf hat sich im Kolben aufgehakt.
Nun habe ich versucht einen neuen alten Kolben aufzutreiben.

Ich habe heute einfach MAN Kolben in die Suchmaske von Kleinanzeigen getippt und unter den Treffern tauchte zwischen Horden von LKW-Kolben 4 Ackerdiesel Muldenkolben auf.
In der Artikelbeschreibung waren die Kolben als D9632 mit D 96mm und 76,5mm Kompressionshöhe  beschrieben, was mir spanisch vorkam.
Der Verkäufer beharrte darauf, dass seine Artikelbeschreibung korrekt wäre.
Die 96mm Kolben kenne ich nur als D9614 oder als D9624. Theoretisch hätte es aber auch ein D9532 mit 2. Übermaß sein können. Den konnte ich aber schonmal ausschließen, da der D9532 nur einen 32mm Kolbenbolzen hat und der Verkäufer mir mitgeteilt hatte, dass die Kolbenbolzen 35mm hätten.
Zudem waren da 4 Stück zu verkaufen und ein D9532 ist ein Zweizylinder-Motor.
Über die Länge und den Durchmesser der Kolbenbolzen konnte ich auch nicht herausfinden, ob das D9614 oder D9624 Kolben waren, die sind bei beiden gleich. Auch die Breite der Kolbenringe half nicht weiter, da diese bei einer Revision gerne mal einen halben Milimeter breiter genommen werden.  Hier brachten dann Gesamtlänge und Kompressionshöhe der Kolben die entscheidenden Erkenntnisse.
Mit den Infos habe ich dann den Verkäufer angeschrieben, der mir dann noch ein Foto von der Gussnummer sendete.
Der Vergleich mit meiner Gussnummer räumte dann letzte Zweifel aus und ich bin mal eben in die Eifel gefahren und hab die Dinger gekauft. Es sind tatsächlich D9614 Kolben. Strike!
Die vier Kolben haben neue Ringe und neue Kobenbolzen bekommen und sind in einem super Zustand.

Es ist natürlich schwierig die Kolben zu unterscheiden, wenn man diese nicht vor sich auf dem Tisch liegen und die Details kennt.
Die entscheidenden Daten habe ich mir heute aus der Schleppertechnik und den Artikelbeschreibungen von Graf-Kolben zusammengesucht.

Hier mal eine kleine Kolbenkunde:

D9532   
-Durchmesser 95,0mm (2. Übermaß 96,0mm)
-Kompressionshöhe 76,4mm (Mitte Kolbenbolzen bis Oberkante Kolben)
-Kolbenbolzen 32x82mm
-Ringe 3x3,0mm 1x5,0mm
-Tiefe Mulde  35,1mm
-Länge 141,4mm

D9614
-Durchmesser 96,0mm
-Kompressionshöhe 76,5mm
-Kolbenbolzen 35x80mm
-Ringe 3x3,0mm 1x5,0mm
-Tiefe Mulde  37,5mm
-Länge 141,5mm

D9622/24/26
-Durchmesser 96,0mm
-Kompressionshöhe 81,35mm
-Kolbenbolzen 35x80mm
-Ringe 3x2,5mm  1x5,0mm
-Tiefe Mulde 36,65mm
-Länge  137,5mm

LG Marc

« Letzte Änderung: 15.06.2024, 11:13:25 von Oily »

Offline RMW-Gerhard

  • > 500 Beiträge
  • *****
  • Beiträge: 964
    •  
Re: Instandsetzung D9614 Motor B45a
« Antwort #43 am: 15.06.2024, 09:24:11 »
Schau mal bei der "Kolbenkunde" D 9532
da ist ein Tippfehler beim Durchmesser rein gerutscht...

Gruß Gerhard
Bei allem was du tust........denk an das Ende!

Offline Oily

  • > 250 Beiträge
  • ****
  • Beiträge: 435
    •  
Re: Instandsetzung D9614 Motor B45a
« Antwort #44 am: 15.06.2024, 11:14:27 »
Hallo

Sehr aufmerksam, Gerhard.
ich habs gleich geändert.

LG Marc

Offline Oily

  • > 250 Beiträge
  • ****
  • Beiträge: 435
    •  
Re: Instandsetzung D9614 Motor B45a
« Antwort #45 am: 04.07.2024, 01:03:22 »
Moin

Ich hatte jetzt endlich mal wieder Zeit am Motor zu schrauben.
Nachdem letzte Woche der Versuch die Büchsen zu ziehen gescheitert war, lief es heute um so besser.
Letzte Woche hatte ich den Zugteller beim Anziehen zu einem Kegel verformt. Im Nachhinein stellte sich dann heraus, dass das dieser nur aus popeligem Automatenstahl gefertigt war. Der neue Zugteller wurde dann aus einem Brocken X40 gedreht, der zufällig noch im Regal lag.
Mit diesem Teller, einer 10.9er Gewindestange und einem Axiallager kamen die Büchsen dann unter permanentem Knacken kontinuierlich aus dem Block.

Ich habe dann von beiden Motoren die besten Büchsen herausgesucht und mit Bremsenreiniger und einem Stück Schleifvlies aussen gereinigt.
Die Büchsen müssen aussen sauber sein und vor allem darf kein Öl an der Oberfläche haften, da im Betrieb das Öl verbrennt und so eine Isolierschicht bildet, welche verhindert, dass die Wärne von der Büchse in den Motorblock abgeführt werden kann. Dies kann dazu führen, dass sich die Büchsen werfen und dies einen Kolbenfresser nach sich zieht.
Die Bohrungen im Block wurden nur mit Papiertüchern gereinigt und besonders darauf geachtet, dass im Bereich des Sprengrings alles sauber ist.

Nun kam der spannende Teil.
Die Büchsen sind werkseitig mit 1/100stel Überdeckung gefertigt und halten sich durch ihre Haftreibung an ihrem Platz. Daher lassen diese sich nicht ohne Weiteres fügen.
Ziel war es, die Büchsen mit Trockeneis herunterzukühlen, dass sie leicht in den Block wollen.
Um die Büchsen in den Block treiben zu können, wurde ein schwerer Teller mit einem Bund als Einschlaghilfe gedreht. Schwer damit der Teller beim Eintreiben satt aufliegt und nicht auf der Büchse springt.
Auf diesen Teller wurde die Büchse gestellt und diese dann bis oben mit Trockeneis gefüllt.
Nach etwa 5 Minuten war die komplette Aussenfläche mit Reif belegt, was bedeutet, dass die Büchse gleichmäßig runtergekühlt war.
Bewaffnet mit dicken Handschuhen wurde die Büchse mit samt dem Teller gestülpt und das Trockeneis ausgekippt. Dann die Büchse in die Bohrung gesteckt, wo sie anschnäbelte und sich nach 3 sachten Schlägen mit einem 80er Simplex-Hammer sauber ausrichtete. Die Büchse stand nun auf dem Kopf und war zudem noch 90° verdreht, sodass der Kolben zukünftig im nahezu unbenutzten Bereich der Büchse arbeiten kann..
Nach weiteren 15 beherzten Schlägen mit der Gummibacke saß der Teller bündig auf dem Block und die Büchse an ihrem Platz.
Beim Eintreiben schälte sich der Reif von der Büchse ab und wurde kurz bevor der Teller auf dem Block aufsetzte mit Druckluft weggeblasen.

Nachdem alle Büchsen montiert waren, wurde der Block mit einem Schleifklotz und 240er Nasspapier abgezogen und danach die Büchsen noch mit Akkuschrauber und Hohngerät bearbeitet.
Zum Schluss wurden dann noch die Gewindebohrungen im Block mit einem 14x1,75 Gewindebohrer saubergeschnitten.

LG Marc



« Letzte Änderung: 04.07.2024, 08:47:28 von Oily »

Offline Oily

  • > 250 Beiträge
  • ****
  • Beiträge: 435
    •  
Re: Instandsetzung D9614 Motor B45a
« Antwort #46 am: 22.07.2024, 09:24:22 »
Moin

Am Wochenende habe ich den Motor zusammengebaut.
Die Ersatz-Kolben muste ich ordentlich mit dem Heißluftfön erwarmen, um die Kolbenbolzen montieren zu können. Die alten waren dagegen Wurfpassungen.
Der Motoreninstandsetzer in Ulmen, von dem ich die Kolben gekauft habe, hatte auch gleich andere Kolbenringe montiert. Oben haben die Kolben Zwecks besseren Einlaufens Minutenringe und als Ölabstreifer mit besserer Leistung Gleichfasenringe.
Der angegebene Kolbenrückstand sollte zwischen 0,1 und 0,2mm betragen.
Drei der Kolben hatten 0,2mm Rückstand und einer war bündig. Da ich keine Lust hatte, Pleuel und Kolbenring nochmal zu demontieren, klebte ich die Kolbenringe mit Tape ab und schob den Kolbenboden fleißig über einen Bogen grobes Nass-Schleifpapier und erzielte so einen Rückstand von 0,1mm.
Eine Messung der Pleuellager mit Plastigauge im eingebauten Zustand ergab einen nur unwesentlichen Verschleiss.
Die vorher gefrästen Ventilsitze wurden nochmal kurz mit Ventilschleifpaste auf die Ventile angepasst.
Der restliche Zusammenbau verlief problemlos bis auf eine vermurkste Schraube an der Rücklaufleitung der 1. Einspritzdüse. Hier kann ich nur jedem empfehlen die Düsen sauber mit einem Lineal auszurichten, da die Düsen trotz Zentriernase erhebliches Verdrehspiel haben.
Ist eine Düse verdreht, so bekommt man die Hohlschraube der Rücklaufleitung nicht spannungsfrei angesetzt.
Hier habe ich nun eine Undichtigkeit, welche ich noch beseitigen muss.

Der Motor startete beim ersten Versuch auf den Schlag und läuft sauber.
Das Bläuen aus der Kubelgehäuseentlüftung ist fast komplett verschwunden und wird vermutlich noch weiter zurückgehen, wenn sich die Kobenringe etwas einlaufen. Das ist aber jetzt schon unauffällig wenig.
Die Leistung ist auch wieder da, meinen Testberg schafft der B45 jetzt sogar im 7. Gang.
Die ersten zwei Betriebsstunden am Samstag bei 32 Grad hat der Motor ohne Kolbenklemmer absolviert, dann wird da auch nichts mehr kommen.
Wenn der Motor jetzt im Kalten  noch genauso gut anspringt bin ich zufrieden.


Die Tage werden wir trotzdem mal die neuen Kolbenbolzen schleifen und die Nuten der beiden verbliebenen Kolben aufstechen. Mit Reservekolben im Regal lebts sich etwas entspannter.


LG Marc
« Letzte Änderung: 22.07.2024, 09:55:55 von Oily »