Hallo
Es ist soweit.
Nachdem ich so ziemlich alle Baustellen am B45 abgearbeitet habe, widme ich mich nun dem Motor.
Geplant ist der Tausch der Laufbüchsen und die Montage neuer Kolbenringe, soweit das die Kolben zulassen.
Verbaut ist ein D9614 M3, also ein aufgebohrter 9214 mit M-Verfahren.
Der D9614 wurde neben dem B45a auch in A32 und C40 verbaut.
Eine besondere Spezialität von MAN, da hier keine Nassbüchsen, sondern dünne Trockenbüchsen ohne Kragen eingebaut wurden.
Eigentlich eine schöne Sache, da die nicht vorhandenen O-Ringe an den Büchenfüßen nicht undicht werden können.
Aber das Problem lauert an anderer Stelle.
Zum Einen sind die Büchsen sehr stramm im Block und zum Anderen gibt es da am Büchsenfuß diese miesen Nutenringe, welche im Gegensatz zum Seegerring keine Öhrchen haben.
Beim ersten Hinschauen ein unlösbares Problem, da man die Nutenringe bei eingebauten Büchsen und Kurbelwelle so nicht entfernen kann und kaum Platz innerhalb der Nutenringe zum Ansetzen eines Zugtellers verbleibt.
Da die Nutenringe on oben Druck bekommen, rutschen diese gelegentlich nach innen aus der Nut.
Diese sollten vor dem Ansetzen des Zugtellers erstmal zurück in die Nut getrieben werde, damit ringsum ein gleichmäßiger Spalt entsteht.
Nach komplizierten Messungen ergibt sich ein lichtes Maß von 98mm zwischen den Innenkanten des Nutenrings. Der Innendurchmesser der Büchse beträgt 96mm und diese ist unten zudem noch leicht angefast.
Da liegt die Vermutung nahe, dass sich der Zugteller mit 1mm Auflage beim Ziehen der Büchse in die Fase zieht und die Büche aufweitet.
Gestern ging es dann erstmal an das Ausweiden des Schlachtmotors.
Wir haben einen Teller von 98mm angefertigt und einen etwa 10mm langen Schaft auf 96mm abgesetzt, damit der Teller sich in der Büchse zentiert.
Damit wurde die Büchse unter Spannung gesetzt und abwechselnd mit einem Dorn Setzschläge auf den Teller gegeben. Als die Büchse ca. 10cm raus war, schaffte es dann auch der Schlagschrauber, die Gewindespindel zu bewegen und die Büchse kam problemlos aus dem Block.
Die Büchse hatte noch nicht einmal einen Abdruck vom Zugteller unten an der Fase.
Als Notnagel hatten wir noch die Idee in der Hinterhand, die Büchsen beim Ziehen mit Trockeneis zu füllen, damit sich diese etwas zusammenziehen.
Das Trockeneis werden wir wahrscheinlich aber zur Montage der Büchsen nehmen.
Der Nutenring hat mir tagelang Kopfzerbrechen bereitet, aber ich hatte gestern einen Geistesblitz, wie der Ring zerstörungsfrei demontiert werden könnte.
Diese Ringe gibt es nirgendwo zu kaufen, daher sollten die auf jeden Fall ganz bleiben.
Die beiden Enden des Nutenrings sind schräg abgesetzt, sodass am Ringstoß ein Schwalbenschwanz entsteht.
Hier ist der Punkt, wo man ansetzen könnte.
Ein trapezförmiger Treibkeil wäre die Lösung.
Der war auch schnell aus einem Stück Federstahl hergestellt. Konisch zugeschnitten und beide Flanken diagonal geschliffen, fertig.
Beim ersten Nutenring habe ich den Treibkeil vorsichtig zwischen die Ringenden getrieben und dann zwischen Büchse und Treibkeil mit einem Schraubendreher gehebelt, bis sich der Treibkeil mit samt der Ringenden aus der Nut hob. Dann mit kleinen Schraubendrehern nachgefasst und so den Ring aus der Nut gehebelt.
Beim zweiten Nutenring war ich dann etwas mutiger und habe den Treibkeil soweit eingetrieben, bis sich die Enden aus der Nut hoben. Dann bin ich mit dem Treibkeil einmal rund entlang der Büchse gefahren und habe den Ring so aus der Nut geholt. Wichtig dabei ist, dass man das lose Ringende zuerst neben die Nut stellt, damit der Ring während des Prozesses nicht wieder zurückfällt.
Morgen gehts an den Motor im Schlepper, in der Hoffnung, dass die Büchsen bei eingebauter Kurbelwelle auch so ,,leicht" heraus wollen.