Liebe Kollegen
Es herrschte ja nun doch eine Weile Funkstille! Aber ich freue mich, dass ich jetzt wieder etwas Zeit finde, um mit euch etwas zu fachsimpeln. Die Gründe für die Ruhe im Aether waren vielfältig.
1. Der MAN war ja fertig und bei der MFK geprüft.
2. Während der Heuernte kam der MAN nicht zum Einsatz.
3. Beruflich hatte ich auch einiges um die Ohren. Unter anderem musste ich mir mal eben schnell eine neue Stelle suchen.
Rückblende (das wird v.a. Ulli interessieren):
Die Gerstenernte 2015 war ein richtiger Schuss in den Ofen! Mir ist letzten Herbst schon aufgefallen, dass die Pflanzen zwar hervorragend aufgelaufen aber sehr gelb in den Winter gegangen sind. Nachdem meine Nachbarn aber ebenfalls sehr gele Gerstenfelder hatten, nahm ich das locker und dachte, das werde wohl so sein müssen. Im Frühling kam die Gerste sehr schön unterm Schnee hervor, kein Schneeschimmel, keine Mäuseschäden, praktisch kein Unkraut... Nach der Grunddüngung sah alles noch bestens aus, die Pflanzen gediehen sehr schön.
Als ich mit dem "Bauchladen" zu Fuss die Stickstoffdüngung zu Schossen gab, sind mir "Nester" aufgefallen, in denen die Gerste einfach nicht weitergemacht hat. Die Pflanzen sind einfach dort stehen geblieben, wie sie im Frühling unterm Schnee hervorgekommen waren. Und bei Düngung zum Ährenschieben wurde es mir richtig mulmig. Da kamen zwar Ähren aus dem Halm. Aber die waren nur etwa einen Drittel so lang, die Grannen standen fast waagerecht ab und alles war dunkel verfärbt.
Geblüht haben diese Ähren auch nicht.
Das Ende vom Lied: Bei einer normalen Strohmenge war der Körnerertrag nur halb so gross wie er normalerweise sein sollte. Auch die Verteilung innerhalb des Feldes war bemerkenswert. Es war wie mit dem Linieal gezogen: Oben gut, d.h. etwa 70 kg/a, unten Totalverlust! Das gab dann 3300 kg Körner von 95 a. Ich war ein wenig geschockt!

Meine Abklärungen haben ergeben, dass ich eigentlich alles richtig gemacht hatte und auch nicht viel hätte ändern können. Offenbar handelte es sich dabei um das Gelbverzwergungsvirus. Mein Meisterlandwirt (da wo ich vor Jahren im Praktikum war) bestätigte mir, dass er bei sich sogar im Weizen damit zu kämpfen hatte.

Also gut! Schwamm drüber und weiter geht's. Dafür war die diesjährige Raufutterernte sensationell - sowohl betreffend Menge als auch betreffend Ertrag. Ich war sehr froh, dass ich schon vor Jahrem mit Luzeren herumexperimentiert hatte. Die hat mich dieses Jahr nach dem ersten Schnitt - als es dann so heiss und trocken wurde -buchstäblich aus dem Schlamassel geholt. Bei meinen Nachbarn wurde es rot und braun wie in Afrika. Bei mir stand die Luzerne bis zu einem 1.20 m hoch! Einfach genial!
Nun: Die Raufutterernte ist so gut wie abgeschlossen. Die Zwetschgen und Mirabellen sind ebenfalls versorgt. Also steht dem Einsatz der schweren Maschinen nichts mehr im Wege!
Zur Erinnerung: Ich bin durch die Direktzahlungsvorschriften gewungen, auf 50% der Betriebsfläche "Vollgas-Landwirtschaft" zu betreiben. Und weil ich keine raufutterverzehrenden Tiere halte, muss ich eine Fruchtfolge mit Kunstwiese und Getreidebau ausweisen, sonst werde ich finanziell abgestraft. Also folgt auf Umbruch Weizen, Gerste, Gerste und dann 3 Jahre Kunstwiese mit viel Luzerne. Bisher ging das ganz gut. Jetzt galt es, die letzte Parzelle meiner flachen Vollgasflächen wieder unter den Pflug zu nehmen. Weiss der Schinder, wann dort zum letzten Mal ein Pflug vorbei kam. Vermutlich während der Anbauschlacht im 2. Weltkrieg!

Andererseits lautet die Flurbezeichnung für dieses Stück ausgerechnet "Brotkorb"!
Die Herausforderung: Das Gelände ist zum Teil steil bis sehr steil, es liegt konkav und hat die Form eines Dreiecks. Zum Pflügen ein absoluter Reisser! Doch seht selbst:

Oben ging es noch einigermassen. Dann sind die Pflugschollen wieder zurück in die Pflugsohle gefallen. Möglicherweise wären sie geblieben, wenn ich mich getraut hätte, mit mehr Tempo zu fahren. Aber ich gebe zu, mir war das nicht mehr geheuer. Deshalb entschloss ich mich, den ganz steilen Teil in der Falllinie zu pflügen. Das habe ich nun auch hinter mir. Jetzt muss ich nur noch den flachen Teil fertig pflügen.
Fazit: Der Trakti ist bestens geeignet für ins steile Gelände. Ich hatte nie das Gefühl, das es "kippelig" geworden wäre. Die Temperatur lag stehts im unteren Bereich, was angesicht der "Langsamkeit" der Arbeit aber auch nicht verwundert. Das Pflugergebnis ist für meine Begriffe - was überhaupt kein Massstab ist - erstaunlich. Ja, auf dem Foto, wo der Trakti mit der Nase nach unten man Berg steht, gucken Grasbüschel raus! Das war der Moment, als die Schollen immer wieder zurück in die Furche purzelten und ich beschloss, ab da in Fallinie zu pflügen. Der Allradantrieb ist sehr wirksam und macht sich gut bemerkbar. Was mir zu denken gibt: Wenn man sehr steil mit der Nase nach unten am Berg steht, beginnt die Oeldrucklampe zu leuchten und der Oeldruckmesser sackt zusammen. Wuih!!! Magne hatte recht mit seinem Tipp für die Installation eines Oeldruckmessers!!!
Ein weiteres Problem ist, den Halt im Sattel nicht zu verliehren! Man muss sich wirklich anklammern wie der Affe am Schleifstein.
Nur schon deshalb muss man sehr vorsichtig agieren, sich jede Bewegung überlegen. Irgendwelche zackigen Bewegungen muss man einfach sein lassen! Ich habe es vermieden, mehr als eine Bewegung gleichzeitig zu machen. Also: Am Ende der Furche während der Fahrt den Pflug ausheben und gleichzeitig zu wenden geht garnicht. Ein Schlag, ein Ruck und es folgt ein länger Arbeitsunterbruch. Man muss in der Furche anhalten, den Pflug ganz langsam ausheben und dann Pflug kehren. Erst dann kann man mit dem Traki das Wendemanöver machen - in Zeitlupe!
Wir sind uns einig: Eigentlich ist es totaler Quatsch, so etwas zu machen. Nur schon der Zeitaufwand ist gigantisch. Durch die Steilheit des Geländes verlangsamt sich alles unendlich! Wenn ich die Stunden zusammenzähle, werde ich für die 50 Aren sicher einen ganzen Tag gebraucht haben. Für heutige Verhältnisse unerträglich. Wenn ich mir allerdings überlege, wie lange die früher mit den Pferden und dem Selbsthalterpflug dafür gebraucht haben und das zu zweit (einer bei den Pferden, einer am Pflug), dann relativiert sich das Ganze.
Um eines bin ich sehr froh! Dadurch das der Trakti kein Häuschen hat, kann der Angstschweiss ungehindert abfliessen und man sitzt nicht im Nassen!

Herzliche Grüsse aus der buckligen Welt
Fritz