Hallo Leidensgenossen
Ich widme mich momentan einem wirdigen Thema, der Druckluftbremsanlage.
Die orginale Anlage ist eine Einleitungsanlage und die Teile dafür sind sehr schwer bis garnicht zu beschaffen.
Mein Ziel ist es, die Anlage so orginalgetreu wie möglich anzubauen und um eine Zweileitungsbremse zu erweitern.
Hört sich kompliziert an, ist es aber eigentlich nicht, zumindest was die Druckluftkomponenten angeht.
Ein mechanisches Bremsventil für 1100,- von Lanzmannheim oder ein mechanisch/hydraulisches Bremsventil von Faie für 700,- kommen mir nicht in die Tüte!
Die Hardwear habe ich schon beschafft:
Einen Luftpresser Bosch SV-DTA 85 B11
Da hoffe ich, dass die Luftleistung ausreichend ist. Orginal war ein SV-DTA 150 B9 vorgesehen.
Die Riemenscheibe muss ich noch beschaffen. Aber dazu brauche ich den Durchmesser, damit die Drehzahl auch stimmt.
Ein mechanisches Anhängerbremsventil Einleitungsbremse.
Bosch und Co waren nicht aufzutreiben. Daher musste ich auf ein DDR-Produkt zurückgreifen.
Ein Bremsventil TGL 39-328, welchs an IFA, Belarus, Fortschritt und einer Hand voll anderen Ost-Fahrzeugen verbaut wurden.
Trotz dem Eisernen Vorhang gab es dennoch Abstimmungen zwischen Ost und West und manche Bauteile scheinen genormt zu sein. Auch das Bremsventil scheint identisch mit seinem West-Pendant. Sowohl Einbaumaße, wie auch Optik und Funktion sind identisch. Auch im Osten gab es mehrere Hersteller diese Ventile. Meins ist von BBW, der VEB Berliner Bremsenwerk und macht einen wertigen Eindruck.
Eine Reifenfüllflasche ist auch vorhanden.
Einen Druckregler habe ich noch vom Unimog 401 hier liegen.
Ein ganz besonderer Druckregler, den man zwischen 5,3 und 7,5 Bar umstellen kann.
Dies ist wichtig, da Einleitungs- und Zweileitungebremse verschiedene Bremsdrücke fahren.
Den Luftkessel werde ich noch beschaffen, wenn ich die Maße habe.
Zur Erweiterung der Anlage um die Zweileitungsbremse habe ich ein Einkreis Motorwagen-Bremsventil beschafft.
Diese Ventile sind dauch als Trittplattenbremsventile bekannt. Allerdings haben sie dann das Bremspedal obendrauf verbaut.
Das Unterteil ist aber sowohl bei Trittplattenbremsventil, beim Bremsventil mit Kniehebel zur Fernbetätigung , als auch bei nacktem Bremsventil für den Einbau in einen Pedalbock und Betätigung mit Druckstange identisch.
Ich habe hier ein nacktes Ventil ausgewählt, wo ich Druckstange und Kniehebel nachrüsten werde.
Ein stino Zweikreis-Anhängerbremsventil für Zweileitungsbremse liegt auch noch hier.
Auf Rohrleitungen und Kupplungsköpfe werde ich jetzt nicht weiter eingehen, da das den Rahmen sprengen würde.
Nun zur eigentlichen OP:
Ich hatte mich schon gewundert, dass meine Betriebsbremse trotz exakter Einstellung unterschiedliche Werte brachte.
Als ich mich gestern intensiv mit der Druckluftbremsanlage beschäftigte, ging mir ein Licht auf und ich fand die Erklärung für das Phänomen.
Ich stellte fest, dass mein B45A in der Vergangenheit bereits eine Einleitungs-Bremsanlage verbaut hatte.
Zunächst fiel mir nur die Befestigungsplatte für das Bremsventil auf, welche am Getriebeblock verbaut ist.
Beim Vermessen der Pedale und der Bremshebelei an den Bremswellen fiel mir dann auf, dass die Anlenkpunkte an den Pedalen links und rechts unterschiedlich sind und die Hebel an den Bremswellen unterschiedlich lang sind.
Nach einem Blick in die Teileliste der Druckluftanlage fiel mir die Balkenwaage ins Auge, welcher das Anhängerbremsventil in das Bremsgestänge einbindet.
Da das Gestänge vom linken Bremspedal unten an der Balkenwaage zieht, erzielt man beim Bremsen viel mehr Bremskraft. Daher hat man für die Montage der Druckluftbremse den Hebel am Pedal verlängert und den Hebel hinten an der Bremswelle verkürzt. (diese zwei Hebel sind auch in der Druckschrift als Nr 38 und 36? dargestellt).
Leider konnte ich bislang nur auf Fotos und Auszüge aus "Zusatzgeräte Druckluftanlage" zurückgreifen.
Hier hat mir der tolle Restaurationsbericht von MAN-Leo ( Beiträge 353 und 457 )sehr geholfen:
https://www.forum.man-traktor.de/restaurierungsberichte/ueberholung-vom-b45a/340/Jedenfalls macht die Zugstange am Pedal mehr Weg (welcher für die Betätigung des Bremsventils benötigt wird) und vermindert gleichzeitig eine zu hohe Bremskraft.
Das heißt im Klartext, dass wenn ein normaler Schlepper auf Druckluftbremse umgebaut wird, die Hebelverhältnisse angeglichen werden müssen.
In meinem Fall hatte ich das Glück, das die Teile alle noch verbaut waren. Selbst die Gestänge samt Gabelköpfen und Zugfeder hängen noch unterm Trittbrett.
Wo ich momentan nicht weiterkomme, ist der Nachbau der Balkenwaage.
Wenn die Auszugskraft von Ost und West-Ventilen identisch sein sollte, dann kann ich den Hebel so nachbauen.
Dazu benötige ich aber die Orginalmaße.
Vielleich könnte mal jemand für mich nachmessen.
Mein Ost-Bremsventil hat einen maximalen Betätigungsweg von 16mm bei einer Kraft von 75KP, also ungefähr 75Kg an der Betriebsbremse.
https://bauarchivddr.bbr-server.de/bauarchivddr/archiv/tglarchiv/tgl39-1bis39-x/tgl-39-328-feb-1980.pdf Wäre interessant zu erfahren, wieviel Kg ein kraftgesteuertes GL20 von Graubremse oder sein Pendant SV/DVB... oder SVVE 21/...Z ? von Bosch hat.
Soweit zur orginalen Anlage.
Die Erweiterung soll folgendermaßen stattfinden:
Montiert wird ein handelsübliches Zweikreis-Anhängerbremsventil. Mit Voreilung oder ohne Voreilung ist an dieser Stelle erstmal unwichtig.
Das Anhängerbremsventil benötigt neben einer Einspeisung vom Kessel die beiden Eingänge der beiden Bremskreise. Da wir am Schlepper nur einen Kreis haben, wird die Leitung vom Motorwagenbremsventil über ein T-Stück an die beiden Eingänge am Anhängerbremsventil geklemmt.
Die beiden Ausgänge gehen zum roten und gelben Kupplungskopf.
So hätten wir Vorrat, Bremsdruck und die Ausgänge zur Anhängerbremse abgehandelt.
Bleibt noch die Feststellbremse.
Bei modernen LKW wird beim Betätigen der Feststellbremse die Leitung zum Tristopzylinder entlüftet und der Federspeicher fährt zu.
Gleichzeitig wird die Leitung zum Anhängerbremsventil (Eingang Feststellbremse) auch entlüftet, sodass das Anhängerbremsventil die Steuerleitung (gelb) belüftet und der Anhänger bremst.
Dieses Entlüften gibt es bei unserer Anlage aber nicht, oder doch?
Klar gibt es das, und zwar am Kupplungskopf unserer Einleitungsbremse!
Bei der Einleitungsbremse wird sowohl beim Betätigen der Betriebsbremse, als auch beim Betätigen der Feststellbremse die Leitung entlüftet.
Folglich braucht man nur mit einem T-Stück zwischen Einleitungs-Bremsventil und Kupplungskopf(schwarz) eine Leitung zum Eingang Feststellbremse des Zweileitungs-Anhängerbremsventils zu ziehen.
Problematisch ist nur die Ansteuerung des Motorwagenbremsventils.
Dieses werde ich auf der rechten Fahrzeugseite verbauen und genau wie bei dem alten Bremsventil mit einer Balkenwaage arbeiten.
Dies setzt natürlich ein Hochsetzen des Anlenkpunktes am rechten Bremspedal und eine Verkürzung des Hebels der rechten Bremswelle voraus.
Fortsetzung folgt.
Gruß Marc