Liebe Kollegen
Wenn Bas recht hat - und wer wollte daran zweifeln - dann wäre der Import eines 4R3 mit einem saftigen Zuschlag von über Fr. 2'000.-- belastet worden. Das war richtig viel Geld! Was hat so ein Traktor damals wohl gekostet? Egal: Es erklärt, weshalb es in der Schweiz praktisch keine MAN-Traktoren gab.
Und nun zum Hauptproblem der letzten Zeit, dem Öldruck!
Es wurden ja diverse Ursachen erörtert. Einerseits habe ich von 20 W20 auf SAE 30 gewechselt, ohne dass dies etwas gebracht hat. Andererseits wurde auch vermutet, dass die Ölpumpe hinüber sei... Unsere Technikgelehrten, Wolfgang Stenzel und Ulli Dweger, sind nun der Ansicht gewesen, dass es sich bei diesem Problem um etwas zu lahme Federn für die Druckenlastungs-Ventile handeln könnte...
Der 4R3 hat vorne beim Spaltfilter zwei Ventile, die bei zu hohem Öldruck öffnen. Das eine Ventil - es "steht" senkrecht neben der Ölablass-Schraube des Spaltfilters - schützt den Spaltfilter vor zu grossem Druck, das heisst, durch Öffnen dieses Ventils strömt ein Teil des Öls am Filter vorbei. Damit wir verhindert, dass der Motor ohne Öl läuft, wenn der Spaltfilter sich zugesetzt hat. Die Druckentlastung geht aber in den Hochdruckbereich, d.h es wird nur der Filter umgangen, der Druck im System bleibt erhalten. Selbst wenn diese Ventil-Feder zu lahm wäre, hätte dies also keinen Einfluss auf den Öldruck (In-sha-Allah
).
Es muss also an der Feder des Überdruckventils liegen, welches von vorne horizontal in das Filtergehäuse führt. Wenn ich die Zeichnung mit dem Schmierplan richtig interpretiere, entlastet dieses Ventil den Hochdruckkreislauf, indem es bei Überdruck "im Hochdruckbereich" Öl ins Kurbelwellengehäuse entweichen lässt. Da die Pumpe vermutlich mehr fördert, als es für 3 bar braucht, ist dieses Ventil immer etwas offen - vor allem wenn der Motor kalt und das noch Öl dick ist. Weil die Feder lahm ist, schliesst das Ventil bei warmem Motor und dünnflüssigem Öl nicht genügend. Deshalb sackt der Öldruck ins Bodenlose ab. Ich muss deshalb die Vorspannung der Feder erhöhen.
Vor ein paar Tagen hab ich das mittels einer Unterlegscheibe gemacht. Das hat überhaupt nichts gebracht! Nur schwarze Pfoten und total versaute Ärmel!
Ich muss da nochmals ran und mit etwas Gröberem zu Werke gehen! Sobald ich wieder sauber bin und was weiss, melde ich mich wieder.
Ein paar Stunden später und schon geht's weiter...
Das Werkeln mit Unterlegscheiben ist eine unzumutbare Fummelei. Ich fummel zwar gerne, aber nicht so!!!
Ich habe mir deshalb für die Erhöhung der Vorspannung zwei Imbus-Schrauben hervorgekramt, die mit ihrem Gewindeschaft in die Feder passen. Dann hab ich in Ermangelung eine Drehbank den Schaft in die grosse Bohrmaschine gespannt und die Schraube drehen lassen. Dann hab ich mit der Fächerscheibe den Schraubenkopf so geschliffen, dass dieser in die Bohrung des Ventils passt. Anschliessend hab ich den Gewindeschaft so eingekürzt, dass die Schraube beim Montieren nicht aus der Feder "kippt".
Die folgende Abbildung zeigt die Original-Anordnung der beweglichen Teile: Recht der Ventil-Kolben, dann die Druckfeder und ganz links der "Verschluss-Zapfen" mit dem Kupferdichtring. Die modifizierte Imbus-Schraube wird auf der dem Kolben gegenüberliegenden Seite in die Feder eingesetzt.
Wenn man den Schraubenkopf etwas "scharf" schleift, besteht die Möglichkeit, die Teile mit einem Imbus-Schlüssel einzusetzen und die Schraube so leicht zu verkanten, dass sie im Gewinde "hängenbleibt". Dann kann man den Verschlusszapfen ganz gemütlich eindrehen. Aber Vorsicht! Wenn man nicht aufpasst, kommt das Zeug wie der Teufel aus der Schachtel dahergeflogen!
Und das Ergebnis? Der Öldruckanzeiger schnellt im Leerlauf auf 5 Bar und blieb dort oben. Das war nun wirklich zu viel des Guten! Wolfgang und Ulli meinten zwar, dass da nicht viel passieren könne. Aber dem Öldruckmesser tut es garantiert nicht gut, wenn der Zeiger ständig gegen den oberen Anschlag gepresst wird.
Also da capo und nochmal alles auffummeln. Die Schraube für den Spaltfilter-Bypass habe ich 3 mm herunter geschliffen und wieder eingesetzt. Dann habe ich den Trakti wieder angeworfen und - als Bestätigung der oben getroffenen Annahme - festgestellt, dass der Öldruck unverändert hoch war. Nach dem Ausbau des Druckbegrenzungsventils habe ich die Schraube auf etwas mehr als 5 mm herunter geschliffen und dann wieder alles zusammengebaut.
Jetzt steigt der Öldruck auf 4 Bar und dann bleibt die Nadel zitternd stehen - auch bei Vollgas. Im Leerlauf geht die Nadel jetzt auf etwas mehr als 2 Bar zurück. Damit sollte auch bei warmem Motor genügend Druck aufgebaut werden, dass dem Fahrer nicht mehr ständig wegen des "Nullers" im Messgerät und der permanent flackernden grünen Kontrolllampe die letzten Haare zu Berge stehen!
Das Zittern der Anzeigenadel interpretiere ich als ständige kleine Druckentlastungen mit anschliessendem Zurückschnellen des Ventilkolbens in den Ventilsitz. Das passt mir, denn das bedeutet, dass das Ventil jetzt wieder richtig schliesst und nicht ständig auf "Durchzug" steht!!! Morgen werd' ich das schöne Wetter nutzen und mal ein paar Schritte fahren und schauen, was passiert, wenn der Motor wirklich warm wird. Aber ich denke, damit sollte die Angelegenheit erledigt sein.
Gruss aus der buckligen Welt
Fritz