Danke für das Feedback. Dann spare ich mir die Suche nach einem andern Planetengetriebe.
Ich möchte natürlich schon dass die Kiste danach wieder dauerhaft vernünftig läuft.
dauerhaft und vernünftig laufen ist auch ein gutes Stichwort.
Die Riemenscheibe der Kurbelwelle ließ sich mit etwas gutem Zureden entfernen, für die große Mutter gabs den Schlagschrauber und die darunter liegenden Räder waren bis auf Siff im Gewinde problemlos abzuziehen.
Eigentlich wollte ich den Motor doch nicht zerlegen?
Naja, bis auf die Buchsen ist jetzt nichts mehr drin oder dran. Ich denke, das zählt als zerlegt.
Erstmal aus dem Weg mit den Trümmern.
Die Dinger sind zwar alle noch nicht sauber aber erstmal von den ganz groben Dreckschichten befreit. Jetzt kann man mit sowas wie einer Drahtbürste weiter machen.
Bei der Motorzerlegung ging es mir dann aber wie Thomas Freitag mit seinen deutschen vs. polnischen Handwerkern:
"Oh oh oh. Oh oh, das wird teuer"
Ein sehr wichtiger Satz, denn jedes Oh bedeutet 50€ mehr als im Kostenvoranschlag vorgesehen...
Die eine Laufbuchse zeigte ein seltsames Tagbild im oberen Bereich. da war einfach etwas weniger Ölkohle als überall anders.
Ich habe jetzt kein Bild davon, aber ca. 10cm tief in der Buchse fehlt ein Stück in der Oberfläche und wurde wohl mitgenommen. Die Riefe davon kann man sich vorstellen. Mit "mal drüberhonen" ist da nichts zu wollen.
Also raus mit den Zylindern: Erstmal klimperte es 3x denn bei allen 3 Zylindern waren die oberen Kolbenringe gebrochen.
Das war aber das kleinere Problem wenn man sich die Lagerschalen anguckt:
Die sind wohl doch etwas warm geworden, riecht wie zeitweise Mangelschmierung. Unklar wann das passiert ist. Zu meiner Zeit, zu der meines damaligen Schwiegervaters oder seinem Bruder.
Ziemlich sicher aber nicht beim Bauern wo der damals lief denn auf den Lagerschalen ist 71 eingeprägt. Das dürfte das Jahr sein und der Gute ist Bj. 61.
Und wenn man genau hinschaut sieht man auch: Das sind Übermaßlager. Der Motor wurde also vermutlich gegen Anfang der 70er schonmal gemacht. Wahrscheinlich sind in diesem Zuge auch die beiden Bosch-Einspritzdüsen rein gekommen.
Hauptproblem bei der Sache: Die Lagerschalen sind schon 3. und 4. Übermaß. Und mehr als das 4. Übermaß gibt MAN auch nicht an.
Die Kurbelwelle nebst Hauptlagern sieht auch entsprechend aus:
Gar nicht mal so geil. Die Hauptlager sind definitiv verschlissen, aber immerhin sehe ich im gegensatz zu den Pleuellagern keine Hitzespuren.
Der Lagerzapfen von Zylinder 2 hat Material aus der Lagerschale aufgebaut. Das ist gut so, zumindest besser als anders herum.
Alle Zapfen, egal ob Zylinder oder Hauptlager, sind (dort wo sie kein Material aufgebaut haben) durchweg 1-2/10 unter Nennmaß und somit verschlissen. Ich habe gestern nur grob drüber gemessen und kann noch nichts zur Rundheit sagen.
So, und da haben wir ein Problem, denn Zylinder 3 war schon beim 4. Untermaß (59,00mm).
Mehr ist nicht angegeben, somit wäre die Kurbelwelle formal Schrott. In der Schleppertechnik steht als unterste Verschleißgrenze aber 58,5 - da ginge also noch was.
Die Kolben sind vom Verschleiß her auch nicht mehr neu. Oben rum aber tatsächlich Maßhaltig, unten etwas drunter.
Kolbenbolzen und Pleuel haben kein merkliches Spiel und mit etwas good Will sind auch auf den Kolbenhemden lotrecht zu den Bolzen noch Bearbeitungsspuren erkennbar.
Die Nut für den ersten Kolbenring scheint ziemlich ausgelutscht, aber genau das Maß dafür kann ich in meiner Ausgabe der Schleppertechnik nicht lesen.
Die Pleuellager unten sind um ca. 1/10 oval (mit Nennmoment angezogen). Ich weiß aber nicht ob das so muss und mit eingesetzten Lagerschalen dann passt oder die sich einfach gelängt haben.
Summa summarum also ein eher ernüchterndes Wochenende in der Werkstatt.
So wird die ganze Instandsetzung doch ein paar (viele) Taler mehr kosten als ursprünglich veranschlagt.
Eine Kurbelwelle in gutem Zustand zu finden dürfte nicht trivial werden. Alternativ könnte man Speziallager drauf machen oder die bestehende Welle Laser-auftragschweißen lassen.
geschliffen werden muss sie sowieso.
Alle Lager neu, mindestens 2 Laufbuchsen müssten wegen Riefen neu, also macht man auch da alle 3.
Zylinder muss ich noch gucken. Wahrscheinlich aber auch neu wegen ausgelutschter Nuten.
bei den Pleueln muss ich nochmal viel messen und verstehen ob das so muss oder ein Problem ist. Eventuell ist auch hier eine Instandsetzung der unteren Lageraufnahme notwendig.
Alle diese Arbeiten bekomme ich mit meinen Hobbymaschinen nicht mit der notwendigen Präzision hin.
Einen Normlagersitz spindeln klappt noch, aber das Zeug hier ist nen Job für einen Motorinstandsetzer.
Umbau auf Simmerringe und nen modernen Ölfilter ist dann am Ende das kleinste Problem.
Erstmal geht es jetzt weiter mit anderen Arbeitsvorräten. Hinterachstrichter und Bremsen...